Die Banner und der Weltfrieden

Samstag, 22. Oktober 2016


Manchmal möchte man als Sportblogger gern Mäuschen spielen, wenn es um Angelegenheiten des Vereins geht. Wie kommen bestimmte Dinge zustande, was ist schon lang hinter verschlossenen Türen klar und was entsteht eher aus einer hektischen Reaktion auf Unerwartetes.

So geht es mir in der aktuellen Debatte um das Bannerverbot. Als ich zum ersten Mal davon hörte, war mir klar, das die Emotionen in der Hinsicht die Emotionen hochkochen würden. Nach der ganzen Aufregung, den Diskussionen und der sicherlich nicht angedachten Außenwirkung, schien man förmlich getrieben davon, irgendeinen Kompromiss präsentieren zu können.

Per Twitter wurde verkündet.
"Lösung da, die Banner hängen! Gemeinsam mit unserem Fanbeauftragten fanden die Fanclubs heute neue Plätze für die Fanbanner aus Block A/D."

Klingt gut, klärt die Thematik aber nicht wirklich abschließend. Doch dazu später mehr. Kritik am Verein ist in Leipzig immer etwas kompliziert, denn da treffen in Diskussionen Welten aufeinander. 

Da wären zum einen diejenigen, die eine möglichst selbstbestimmte Fanszene wollen. Dabei wird diese Meinung gern etwas vorschnell in eine Ultra Richtung geschoben, obwohl diese Ansicht wohl auch von vielen organisierten Fans vertreten wird, die nun wirklich nicht mal einen Funken mit der Ultra Subkultur in Verbindung stehen. Dabei gilt auch zu bedenken, dass wir nun einmal kein Mitglieder bestimmter Verein in der Breite sind, Stimmrechte demnach als Medium wegfallen. Nein, seit jeher basiert die Mitbestimmung in Leipzig darauf, das die Fans ihren Unmut zu Themen möglichst lautstark kund tun und über eine Öffentlichkeit ihre Verhandlungsposition einnehmen.

Diese ganze Einstellung trifft nun auf andere, die schon sehr viel brauchen, um gegen eine Vereinsentscheidung zu sein. Natürlich gibt es auch dabei Grauzonen, aber im Extremfall geht das bis hin zu Fans, bei denen ich nicht sicher wäre, ob die jemals irgendeine Form von Kritik äußern würden, selbst wenn eine für Sie fatale Entscheidung getroffen würde. Schnell kommen dabei dann auch die gewohnten Argumente wie "Ohne RB würde...", "Der Verein muss ja...." oder auch kreativ "Wir wollen ja nicht wie andere....". Ich gebe zu, ich mag solche Argumentationen nicht, da es meist Totschlagargumente sind, deren Hinterfragung auf fast schon religiöse Ansichten stößt.

Diese beiden grundsätzlichen Ansichten prallten nun in der Bannerdebatte aufeinander. Und sei dies noch nicht kompliziert genug, trug man als Nebenkriegsschauplatz auch noch den Ärger über Pro und Kontra Fanverband aus. Die einen sind drin, die anderen nicht und je nachdem zu welcher Gruppierung man gehört, kann man die anderen nicht leiden. Klingt vielleicht übertrieben, spiegelt aber doch nicht wenige Reaktionen wieder.

Dabei wurde der Fanverband in jüngster Vergangenheit ziemlich häufig kritisiert, auch von teilnehmenden Fanclubs. Nicht zuletzt deswegen, weil nicht sonderlich viele größere Entscheidungen seit Bestehen überhaupt getroffen werden konnten. Und wie sollen Sie auch? Man versucht einen Konsens zwischen organisierten Fans zu finden, die teilweise so unterschiedlich sind, dass ihre einzige Gemeinsamkeit wirklich RB Leipzig ist. Demokratie in Gremien ist eine tolle Sache, funktioniert aber seit jeher meist dann gut, wenn die Teilnehmer begrenzt sind, oder sich alle sehr ähnlich. Um mal einen, zugegeben etwas krummen, Vergleich zu nennen. Momentan ist es so, als würde man bei einer Wahl in Deutschland anstreben, das möglichst 2/3 die gleiche Partei wählen, wenn nicht gar alle. 



Doch um zum Thema zurückzukommen, man muss sich beim Bannerthema überhaupt nicht damit befassen, wer nun am lautesten schreit oder welche Aktion geplant hatte. Eine Nachricht wird nicht besser oder schlechter, weil Sie ein bestimmter Absender schickt. Die Banner für Werbeflächen einzutauschen ist für die Zukunft eben ein gewagtes Thema, Kompromiss hin oder her. Bisher hat man nicht den Eindruck, beim Verein würden wirklich so viele große Interessenten gewonnen werden. Nach den ganzen Ankündigungen über die Begrenzung des Red Bull Finanzierungsanteils träumten viele sicherlich schon von anderen Big-Playern. Doch selbst die bisher angekündigten schienen eher unterstützenden Charakter, als das wirklich die Etat-Zusammensetzung gravierend verändert wäre. Natürlich müssen auch solche Partner gewonnen werden und sicherlich ist auch dies durchaus eine Management Leistung. Aber bei den für einen Bundesliga Etat nötigen Geldsummen erscheint dies eben kein Vergleich zu den geschürten Erwartungen. Wer wirbt denn dann nun auf den Werbeflächen zukünftig eigentlich? Hoffentlich überhaupt jemand, denn bei den ganzen Diskussionen und der ganzen Unmut wäre es schon ein ziemlicher Super-GAU in der Außenwirkung, wenn da am Ende der Saison mehrheitlich leere Flächen über die TV Bildschirme flimmern.

Und wenn Sie doch vermietet werden, was bringt dann der Kompromiss? Es bestehen ja nun keine Zweifel, das dann die nächsten Werbeflächen definiert wurden. Wohl zuerst im Oberrang, falls auch da voll, dann wohl in den Bereichen wo sich weniger TV Kameras hin verirren.

Man kann deswegen wohl nur sagen:
Merkt euch den Stand der Diskussion, die wird wohl zu gegebenen Zeitpunkt neu aufflammen.


Nun noch kurz zur Kommunikation, da auch darüber heftig diskutiert wurde. Kommunikation ist immer dann gut, wenn Sie für beide Seiten funktioniert, den Sender und den Empfänger. Vor endlos langer Zeit hatte ich bei einer meiner Ausbildungen mal monatelang "Kommunikation" als Teilgebiet des schulischen Ausbildungsteils. Ein ziemlich dröges Thema, auch wenn der Lehrer das damals wohl anders sah. Sein Lieblingsbeispiel war dabei ein Autofahrer, der an der Ampel steht und vor sich hin träumt. Plötzlich ruft sein Beifahrer "GRÜN". Er fährt los und direkt in ein anderes Auto. Denn dummerweise meinte der Beifahrer nicht die Ampel, sondern redete über seine politische Einstellung. Der Kommunikationsweg bei den Bannern passt da ziemlich dazu. Denn in dem Fall war wohl RB Leipzig der Beifahrer und zur Kenntnis genommen wurde in dem Fall "Eure Banner müssen weg". Hätte man sicher schöner machen können, auch wenn man jetzt ja durchaus Aufwand treibt, die Wogen zu glätten und wie es scheint dies auch die nächsten Wochen noch weiter versuchen wird.

Nicht besser macht es meiner Meinung nach die Tatsache, dass gerade gegenüber der Presse seit einiger Zeit ein sehr, nennen wir es einmal "wirtschaftlich-hipper" Kommunikationsstil gebraucht wird, der so gar nicht zum recht emotionalen Fußball passen will. Wenn ich jedes Mal, wenn ich über Wortkombinationen wie "Sales-Ausrichtung" gestolpert wäre einen Schnaps getrunken hätte, wäre ich wohl schon einige Male nur knapp an der Alkoholvergiftung vorbeigeschrammt.

Mag alles irgendwo modern sein. Kommt in den richtigen Kreisen sicherlich auch gut an. Mein Fall ist es aber nicht.