Alles hat ein Ende

Montag, 28. August 2017

Dieser Blog geht demnächst Offline. Ich danke allen Lesern die mich bei der rasanten Zeit, die der Aufstieg RB Leipzigs brachte, begleitet haben.

Transfergerüchte Übersicht Sommer 2017

Mittwoch, 24. Mai 2017


Torwart
Zugänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
12.04.17 Yvon Mvogo 22 Schweiz Torwart BSC Young Boys 3,00 Mio
12.04.17 Philipp Köhn 19 Schweiz Torwart Stuttgart U19 -
19.07.17 Lucas Tousart 20 Frankreich Torwart Olympique Lyon 5,00 Mio
09.06.17 Frederik Rönnow 24 Dänemark Torwart Bröndby IF 1,50 Mio
24.04.17 Jordan Pickford 23 England Torwart AFC Sunderland 5,00 Mio

Abgänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
12.04.17 Marius Müller 23 Deutschland Torwart 1. FC Kaiserslautern 1,00 Mio
Defensive
Zugänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
11.06.17 Ibrahima Konate 18 Frankreich IV FC Sochaux 0,30
29.06.17 Perr Schuurs 17 Niederlande IV Fortuna Sittard 0,10
29.06.17 Marcel Tisserand 24 Kongo DR IV FC Ingolstadt 3,00
29.06.17 Riza Durmisi 23 Dänemark LV Betis Sevilla 3,00
24.06.17 Pol Lirola 19 Spanien RV US Sassualo 4,00
20.06.17 Calum Chambers 22 England RV FC Arsenal 12,00
11.06.17 Florentin Pogba 26 Guinea IV AS St. Etienne 4,50
09.06.17 Benjamin Pavard 21 Frankreich IV VfB Stuttgart 3,00
07.06.17 Hakim Guenouche 17 Frankreich LV As Nancy U19 -
23.05.17 Francesco Acerbi 29 Italien IV US Sassuolo 10,00 Mio
18.05.17 Matthijs de ligt 17 Niederlande IV Ajax Amsterdam 1,00 Mio
08.05.17 Emmanuel Sowah
Adjei
19 Ghana RV RSC Anderlecht 0,40 Mio
01.05.17 Jozo Simunovic 22 Kroatien IV Celtic Glasgow 3,50 Mio
27.04.17 Tosin Adarabioyo 19 England IV Man City U23 0,25 Mio
19.04.17 Issa Diop 20 Frankreich IV FC Toulouse 4,00 Mio
12.04.17 Dan-Axel Zagadou 17 Frankreich IV Paris SG B -
12.04.17 Jeremy Toljan 22 Deutschland LV TSG Hoffenheim 3,50 Mio
12.04.17 Matthias Ginter 23 Deutschland IV Borussia Dortmund 15,00 Mio
12.04.17 Mitchell Weiser 22 Deutschland RV Hertha BSC 9,00 Mio
Mittelfeld
Zugänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
12.04.17 Konrad Laimer 19 Österreich ZO RB Salzburg 3,00 Mio
19.07.17 Mario Pasalic 22 Kroatien ZM FC Chelsea 8,00 Mio
19.05.17 Sofyan Amrabat 20 Marokko ZM FC Utrecht 0,90 Mio
27.04.17 Serge Gnabry 21 Deutschland LM Werder Bremen 10,00 Mio
26.04.17 Soualiho Meite 23 Frankreich DM Zulte Waregem 7,00 Mio
12.04.17 Nadiem Amiri 20 Deutschland OM TSG Hoffenheim 7,00 Mio
12.04.17 Maximilian Arnold 22 Deutschland ZM VfL Wolfsburg 11,00 Mio

Abgänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
21.05.17 Rani Khedira 23 Deutschland DM FC Augsburg 0,75 Mio
Offensive
Zugänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
21.05.17 Federico Palacios
Martinez
22 Deutschland MS RB Leipzig U23 0,23 Mio
21.05.17 Elias Abouchabaka 17 Deutschland LA RB Leipzig U17 -
21.05.17 Nikolas Kühn 17 Deutschland MS RB Leipzig U17 -
24.05.17 Bruma 22 Portugal LA Galatasaray 8,00
05.07.17 Jean Kevin Augustin 20 Frankreich MS Paris SG 3,00 Mio
26.06.17 Yann Karamoh 18 Frankreich RA RB Leipzig U23 3,00 Mio
24.06.17 Maxime Pau 17 Frankreich RA LOSC Lille U19 -
20.06.17 Dani Olmo 20 Spanien RA Dinamo Zagreb 0,30
29.05.17 Valentino Lazaro 21 Österreich LA Red Bull Salzburg 3,00
18.05.17 Bertrand Traoré 21 Burkina Faso RA Ajax Amsterdam 5,00 Mio
18.05.17 Kasper Dolberg 19 Dänemark MS Ajax Amsterdam 8,00 Mio
18.05.17 Domenic Solanke 19 England LA Chelsea U23 -
18.05.17 Jadon Sancho 17 England LA Man City U18 -
11.05.17 Amin Younes 23 Deutschland LA Ajax Amsterdam 5,00 Mio
19.04.17 Maximilian Philipp 23 Deutschland HS SC Freiburg 7,00 Mio

Abgänge
Eintrag Name Alter Nationalität Position Verein Marktwert*
12.04.17 Davie Selke 22 Deutschland MS Hertha BSC 3,00 Mio
25.08.17 Oliver Burke 20 Deutschland RA West Bromwitch Albion 7,00

Ausgegraute Zeilen sind Spieler zu denen ein Zugangsgerücht existierte, die aber bei einem anderen Verein unterschrieben haben
(L) als Leihe
Zugang
Zugang Gerücht
Abgang Gerücht
Abgang
Leihe
* Marktwerte von Transfermarkt.de

Saisonfazit 2016/17

Montag, 22. Mai 2017

@RedBull und Gepa-Pictures

Der Saisonverlauf

Eine furiose erste Bundesliga Saison liegt hinter uns. Sicherlich hätte ich vor der Saison durchaus auf das Erreichen der internationalen Plätze gewettet, allerdings wohl kaum direkt auf Platz 2. Das dieser Platz erreicht wurde lag natürlich an einer fast perfekten Hinrunde. 

Die Mannschaft schaffte es gerade bis zur Winterpause, das alle Rädchen perfekt ineinander griffen. War man nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim noch skeptisch, was dieses nun wert war, überzeugten schon die folgenden Spiele gegen Dortmund und auswärts in Hamburg, das in der Saison einiges drin war. Man blieb zudem von kritischen Ausfällen weitestgehend verschont und konnte so von einem Sieg zum nächsten fliegen. Teilweise fragte man sich schon, wer Leipzig überhaupt noch stoppen sollte. Zumindest bis zum Bayern Spiel.

In der Allianz Arena wurde schnell klar, wie anfällig die Siegesserie war. Ein paar Schlüsselpositionen, die der Gegner dominierte und schon brach das schöne Spielsystem zusammen. Eine Mannschaft wie Bayern München konnte natürlich auch nicht überrascht sein, vom schnellen Spiel gegen den Ball, muss sich mit ihrem eher klassischen, Ballbesitz orientierten Spiel, gerade international immer mal wieder solchen Gegnern stellen. Die Niederlage stand im Grunde schon nach wenigen Minuten fest und hätte sicherlich auch höher ausfallen können.

Viel wurde in der Winterpause diskutiert, nicht wenige Fußball Experten waren der Meinung, RB Leipzig würde in der Rückrunde abstürzen und Dortmund noch locker an Ihnen vorbei ziehen. Wahrscheinlich können diese sich an solche Vorhersagen heute nicht mehr erinnern, denn es kam anders. Zwar war die Rückrunde wechselhaft, aber man konnte sich gegenüber der Konkurrenz um die Champions League Plätze behaupten, nur Bayern München zog davon. Rückwirkend betrachtet war es vielleicht auch nicht das Schlechteste, das man zuletzt nicht mehr nach vorn schielen musste, sondern sich nur noch auf die zwei Konkurrenten kümmern musste.

Das die Rückrunde nicht mehr so lief, lag sicherlich auch daran, dass diese Perfektion weit weniger zum Tragen kam. Und hatte ein Schlüsselspieler eine Schwächephase oder eine Taktik ging nicht auf, konnte man dies nur selten ausgleichen. Die Qualität in der Breite des Kaders fiel stark ab, etwas, was man sicherlich auch für die nächste Saison im Auge behalten wird. Alles in allem kann man mit der Saison natürlich mehr als zufrieden sein. Das große Ziel nach Erreichen der Bundesliga konnte nur der Einzug in die Champions League sein. Das dies direkt funktionierte, überstrahlt alles. Auch die nächste Begegnung mit Bayern München, über die wieder viel diskutiert wurde, vor allem wegen der Länge des Spiels. Ich bin zwar grundsätzlich der Meinung, dass die Regeln zur Nachspielzeit grundsätzlich überarbeitet werden sollten, da kaum noch eine Partei wirklich 90 Minuten oder knapp darüber geht, aber die Diskussionen zum Bayern Bonus sind trotz allem am Thema vorbei. Denn was dabei schnell untergeht, ist die Tatsache, das die Münchener eben auch noch die Qualität haben in der 96. Minute durchzupowern, während die jeweiligen Gegner schon ab der 85. auf den Abpfiff warten. Sicherlich auch der Tatsache geschuldet, das die Qualität der Bankspieler und damit die Wechselmöglichkeiten hochwertig sind.

Nicht vergessen werden dürfen natürlich ein paar Worte zum Trainer Ralph Hasenhüttl. Seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte ich den Eindruck, irgendwas fehlt in der sportlichen RB Leipzig Struktur. Die heißblütigsten Fans von Alexander Zorniger hatten das Gefühl vielleicht erst etwas später, nach dessen Abgang, doch es entlud sich damit im Endeffekt nur ein Konflikt. Alles was RB Leipzig bis dorthin geführt hatte, war Ergebnis des letzten großen Entwicklungssprungs von der Einbindung Ralf Rangnicks im Verein. Dieser verhalf Leipzig wie zuvor schon Salzburg zu einer völligen Neuorientierung und zur ersten, wirklich funktionierenden Struktur. Doch dieser Struktur schien für mich sportlich in höheren Gefilden etwas zu fehlen. Egal was fehlte, Ralph Hasenhüttl brachte es mit. Er machte aus dem Konzept und den Möglichkeiten, die Ralf Rangnick geschaffen hatte, eine Art Kunstwerk, bei dem man nun wirklich glauben kann, das es dauerhaft funktioniert. Variable Spielanlagen, realistische Kaderchancen und dazu eine Art, den Fußball nahbarer zu machen, als es seine Vorgänger konnten. Ein wahrer Glücksgriff für den Verein. 

Die Bundesliga

In meiner Vorschau sprach ich davon, das der Aufstieg von RB Leipzig auch ein Test für die Stärke der Bundesliga ist. Der Kader ist sicherlich noch weit davon entfernt dessen, was ein paar Jahre Bundesliga oder gar internationaler Fußball entstehen lassen könnten, man leistet sich einige ideelle Richtlinien, gerade mit der Jugendphilosophie.

Nun, wäre es ein Test gewesen, wäre die Bundesliga wohl durchgefallen. Eine Liga die sich gern als stärkste der Welt sieht und Bayern Münchens Höhenflug nur an dessen Stärke festmacht, ohne die Qualität des Rests zu hinterfragen, bekam vom Aufsteiger das Fürchten gelehrt. Sicherlich ist eine Saison nur eine Momentaufnahme und man kann schauen, wie die nächsten Jahre laufen. Wird der Kampf an der Spitze härter? Kann sich Leipzig permanent dort oben festbeißen? Doch als jemand, der die Liga in der Breite für weniger stark hält, als Sie sich gern gibt, sehe ich das vorerst als kleine Bestätigung meiner Vermutung.

Die Überraschungen

Sicher ist der Erfolg der Saison eine Mannschaftsleistung. Anders als Teile der Presse, die spätestens seit der Nominierung zur Nationalelf Diego Demme entdeckt haben, hatte ich allerdings nie Zweifel, das er eine starke Rolle in der 1. Bundesliga einnehmen kann. Genauso gibt es im Kader viele andere Spieler, deren Stärke für mich nie im Zweifel stand.

Am überraschendsten ist für mich allerdings die herausragende Stärke von 3 Spielern. Als Naby Keïta zu uns kam, war ich, nennen wir es skeptisch, ob er die Stärke aus der schwächeren österreichischen Bundesliga mit in die 1. Bundesliga hierzulande nehmen könnte. Wir hatten einige Top Transfers aus Salzburg und nur wenige schafften wirklich den Sprung in die Stammelf. Doch alle Zweifel waren unbegründet. Er ist nicht nur in der Liga angekommen oder hat sich in der Mannschaft festgesetzt, er ist auf seiner Position wohl auch einer der besten der Liga, vielleicht der Beste. Und das, obwohl man immer noch das Gefühl hat, da geht sogar noch mehr. Man kann nur hoffen, der Verein schafft es, die vielen, sicherlich hohen, Angebote auszuschlagen. Ich wäre sehr gespannt, wie sich Keita gegen die besten Mannschaften Europas in der Champions League schlagen würde.

Der Zweite im Bunde ist Emil Forsberg. Ja, er war auch letzte Saison in der 2. Bundesliga schon herausragend. Aber der Sprung, den er diese Saison noch einmal gemacht hat, war kaum vorauszusehen. Bester Vorlagengeber Europas, drittbester Scorer der Bundesliga, Wahnsinn. Sicherlich einer der wichtigsten Spieler der Saison, kaum wegzudenken aus der Mannschaft. Man kann froh sein, das Forsberg einen sehr langen Vertrag in Leipzig hat (2022), er ist durchaus ein Spieler, der zukünftig einer der erfahrener Eckpfeiler in der Mannschaft sein kann, die man dringend als Gegengewicht zu den sehr jungen Talenten braucht.

Der Dritte im Bunde für mich Timo Werner. Wenn man mich die letzten Jahre gefragt hätte, was der Mannschaft am meisten fehlt, hätte ich sicherlich gesagt: ein Knipser. Dieses Wort ist heutzutage zwar eher verpönt, da die Anforderungen auch an Stürmer, sehr komplex sind. Doch egal wie der Fußball sich nun weiterentwickelt, am Ende muss das Runde immer noch ins Eckige. Und auch wenn er hin und wieder auch noch eine Großchance nicht nutzt, einen Spieler mit einer solchen Gefährlichkeit im Abschluss hatten wir, wenn man die Stärke der Liga mit einbezieht, noch nie. Sicherlich liegt hinter Werner eine nicht immer leichte Saison. Immer noch zieht man sich an einer Schwalbe hoch, die im Fußball wahrscheinlich an jedem Spieltag irgendwo passiert. Allerdings war es auch klar, das sich die, nennen wir sie "Antis" etwas suchen, an dem sie sich nun auf Deutsch gesagt aufgeilen können. Wäre es nicht die Schwalbe gewesen, hätte man sicherlich irgendwann ein Tor gefunden, wo eine Mikroskopanalyse eines TV Standbilds eine Abseitsposition zeigt oder sonst etwas. Seine Antwort ist die beste, die man bringen kann, Leistung trotz allem Gegenwinds. Der nächste Schritt für ihn ist es sicherlich, es den Kritikern auf internationalem Parkett zu beweisen, vielleicht sogar in der Nationalmannschaft.

Die Fans

Sicherlich ein Thema, was ungern beurteilt wird, ist Fanentwicklung. Auf der einen Seite ist ersichtlich, das die Fanbase immer noch in gesundem Tempo wächst. Einigen kann so etwas natürlich nie schnell genug gehen. Vor wenigen Jahren noch mit 200 Fans irgendwo im Gästeblock, diskutiert man nun schon darüber, warum nicht am besten noch auf einen Schlag 10000 Leipziger nach Berlin fahren. Ich bin für solche Superlative ja weniger zu haben, aber der Ehrgeiz war wohl schon immer irgendwie unser Steckenpferd.

Auch positiv ist weiterhin, das wir die erste Saison ohne größere negative Dinge überlebt haben. Der Eindruck den die Fans im Stadion, ob zu Hause oder auswärts ist weiterhin positiv. Trotz aller Vorhersagen, das uns spätestens in der höchsten Spielklasse die negativen Einflüsse die Fanentwicklung übermannen, lebt man in Leipzig weiterhin im Stadion den Traum einer positiven und bunten Fanbase. Zudem wurde von den Fans natürlich auch wieder einiges auf die Beine gestellt, um die erste Saison zu zelebrieren. Es gab einige tolle Choreos und auch soziale Aktivitäten wie die Kleiderspende kamen wieder nicht zu kurz.

Das man es hier anders angehen möchte, zeigen auch die Ereignisse beim Auswärtsspiel in Dortmund. Man erinnert sich an die Provokationen und Angriffe von seitens einiger Gruppierungen auf die RB Fans. Der öffentliche Aufschrei ist sicherlich nur so möglich gewesen, weil seitens unserer Fans nicht darauf in gleicher Form geantwortet wurde. Bei so ziemlich jeden anderen Verein hätte es wohl zu Auseinandersetzungen geführt und die Medien hätten nicht mehr gefragt, wer angefangen hätte, sondern sich Krawallbilder herausgesucht und die üblichen Vorurteile zum Fußball bedient.

Kommen wir zu ein paar negativen Anmerkungen nach dem Positivem. Was im großem Stil funktioniert, ist im Kleinen natürlich schwer bis unmöglich kontrollierbar. Auch hier in Leipzig ist sicherlich ein Auge darauf zu werfen, das die Aggression kleinerer Gruppen gegen Fans des sportlichen Gegners steigt. Und nein, da komme jetzt niemand mit "das gehört zum Fußball" oder "das machen andere auch so". Es gibt viele positive Bilder der Saison, wo Fans nach dem Spiel mit jenen des Gegners zusammen gekommen sind, teils sogar gefeiert haben. Aber es gibt halt auch unschönere Begegnungen, wo Fans von RB Leipzig andere provozieren oder bedrängen. Entwicklungen, die man zumindest nicht ausblenden sollte, selbst wenn Sie noch weitaus kleiner sind als woanders. Persönlich finde ich auch solche Diskussionen wie Bayern Fans auf dem Fanfest eher deplatziert. Es war ein öffentliches Fest und keine Mitgliederversammlung. Wenn da welche dran interessiert sind nach dem Spiel noch ein wenig das Fest zu nutzen, steht es jedem offen. 

Ein großes Thema zum Ende hin sicherlich noch die "Politik" und das Stadion. Eine Frage, die früher oder später kommen musste, wie viel davon wollen wir haben? Es ist weniger die Grundsatzdebatte, die man gern als Totschlagargument daraus machen will. Viele gesellschaftliche Themen beeinflussen den Fußball, sind im Stadion präsent. Somit werden Sie auch immer Teil des Fußballs sein. Völlig trennbar ist Politik und Fußball deswegen nicht. Aber das ist auch nicht die eigentliche Frage. Die ist eher, wie viel politische Themen von außerhalb möchte man im Stadion haben. Ersichtlich war auf jeden Fall, das politische Debatten schwerlich mit nur einer Wortmeldung auskommen. Auf das Banner zum Interview des Red Bull Chefs folgte ein (allgemein gehaltenes) Banner gegen diese politische Äußerung. Bisher blieb es dabei. Politische Debatten heutzutage werden hochemotional geführt und lassen wenigen Raum für Kompromisse. Und umso kürzer der Diskussionsraum, umso mehr fehlen ihnen jegliche Grauzonen. Dies ist kein Ausschlusskriterium, aber das sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man die Themen auswählt, zu denen man sich im Stadion äußern möchte. Mit Politik zu trennen ist einfach, zu vereinen danach meist schwierig. Wie gesagt, gibt es Themen, die im Fußball wichtig sind und für die man diese Risiken auf sich nehmen muss und sollte. Aber es ist sicherlich ebenfalls wichtig, die Themen dafür genau zu dosieren.

Uli Hoeness und die Champions League

Bleiben abschließend noch ein paar Worte zur Zukunft. Was erwartet uns in der Champions League. Müssen wir alles über den Haufen werfen, um dort zu bestehen? Groß in der Presse die Worte von Uli Hoeness, sinngemäß, dass man das Jugendkonzept ändern muss, um nicht unter zu gehen.

Zuerst einmal ist festzustellen, das man sich bei Bayern München überraschend viel mit Leipzig befasst. Vielleicht auch schon genervt über ständige Nachfragen von Reportern oder darüber, das man gerade in der Hinrunde medial einiges einstecken musste, scheint man nun gewillt klarzustellen, dass der Heilige Gral allem Fußballs in München steht.

Ich selbst bin für die langfristige Strategie auch nicht so ein Fan eines allzu jungen Kaders. Das jene Vereine in Europa sich dauerhaft in der Spitze festgesetzt haben, die eher auf erfahrenere Kader setzen ist sicherlich kein Zufall. Das die am höchsten gehandelten Stars im Fußballgeschäft alle keine 20 mehr sind, sicherlich ebenfalls nicht. 

Nun kommt das große ABER. Man ist in Leipzig sicherlich noch nicht an dem Punkt, wo es nur noch darum geht, langfristig zu den Top Vereinen Europas zu stoßen. Man will erste Erfolge erringen, sich festbeißen. Vielleicht auch einmal für eine Überraschungssaison in der Champions League sorgen. Und das geht immer, egal ob man nun langfristig schon aufgeschlossen hat oder eben nur eine perfekte Saison spielt. Ja, vielleicht geht man auch schnell unter, aber auch dies wäre sicherlich hilfreicher für die Entwicklung als gleich auf einen Schlag alles umzuwerfen.

Wichtiger wird sein, die Breite des Kaders wirklich qualitativ zu bestücken, denn wenn wir eines aus unserer Jugendphilosophie gelernt haben sollten, dann wohl, das junge Spieler auch schnell einmal ein Leistungstief bekommen können oder hoher Belastung schneller Tribut zollen. In dem Fall braucht man Möglichkeiten auf jeder Position reagieren zu können.






Von Kartenhäusern und Nachwuchsfragen

Sonntag, 5. Februar 2017

©  Red Bull GmbH and GEPA pictures GmbH

Leipzig hat in Dortmund verloren. Aber die Niederlage ist momentan kaum ein Thema. Sicherlich ärgerlich, da das Ausgleichstor am Ende nur knapp als Abseits definiert wurde, jedoch durchaus verständlich bei so vielen Ausfällen.

Dagegen beschäftigen eher die Ereignisse neben dem Platz die Diskussionen. Dazu führte das Beinahe-Tor von Palacios zu einigen Fragen.

Von jenen die sich aufmachten, Kartenhäuser zu bauen

"Warum?", scheint die ausschlaggebende Frage bei der ganzen Berichterstattung um die Ausschreitungen beim Spiel in Dortmund zu sein. Wer mindestens einmal zugehört hat, wie sich Fans unterhalten, die bei Fußballspielen regelmäßig nach körperlicher Auseinandersetzung gieren, dürfte sich diese Frage jedoch kaum stellen. Diejenigen sind so tief in Ihrer eigenen Welt vergraben, dass keine Logik der Realität wirklich greift. Wo Konsequenzen ein unwichtiger Gedanke weit am Horizont sind und Zusammenhänge nur noch störendes Beiwerk, dort herrscht nur noch ein fast schon kindlicher Gedanke an einen Kampf von Gut und Böse.

Dabei hat man sich die Jahre über ein Gedankenbild um eben jenes Böse erbaut, das keiner Überprüfung standhält. Schon in den kleineren Ligen war klar ersichtlich, das vieles an Argumenten, das man RB Leipzig entgegen warf, nichts weiter war als ein Kartenhaus, das spätestens dann in sich zusammenfallen würde, wenn die Mehrheit einen Blick auf den Verein werfen konnte. "Die will doch niemand sehen", passt eben schlecht zu hohen Einschaltquoten. "Die haben doch keine Fans", versagte schon an den Rekordzuschauerzahlen in den letzten Jahren und auch das schnell dazugebastelte Argument, das dort nur Auswärtsfahrer zählen, hält Tausenden Auswärtsfahrern in Leipzig nun einmal nicht stand. Blieb noch das Schimpfen darauf, dass Vereine mit Investoren ja keine Stimmung im Stadion hätten. Doch wer einmal die Stimmung erlebt hat, einmal den Support der Leipziger ob zu Hause oder auswärts sah oder hörte, den ist schwerlich zu vermitteln wo da nun ein Problem sein soll.

Wenn man nun den Banneroverkill der Dortmunder sieht und erkennt, dass dort überhaupt nichts mehr enthalten ist, was irgendeinen Unterschied oder einem Argument gleichkommt, sondern nur noch eine generelle Abneigung nach außen schreit, der sieht, wie weit das Kartenhaus um den angeblichen "Klassenfeind" schon in sich zusammengefallen ist.

Doch wie gesagt, dort wo nur noch Gut gegen Böse zählt, bedarf es keiner Argumentation. Wo man wirklich glaubt, man bräuchte nur den Gegner zu besiegen und die Welt würde besser, dort greift man dann halt zur plumpen Gewalt.

Natürlich ohne sich bewusst zu sein, dass man damit eher die Gegenseite stärkt. Denn natürlich stärken solche Ereignisse den Zusammenhalt der Fanbase und natürlich treiben Sie Leipzig neue Fans zu. Denn gerade bei noch Unentschlossenen erzeugen sie einen "Jetzt erst recht!" Effekt und bei vielen natürlich Sympathiepunkte. Noch kurioser ist allerdings, das die ganze Abneigung, die dem Verein seit Anbeginn entgegenschlägt, sogar unserem Image einen Gegenpol liefert. Neue Dinge haben immer einen sehr glatt polierten Charakter. Und so startet auch ein Fußballverein anfangs, gerade wenn er sich modern aufstellt, natürlich mit einem schwer nahbaren Charakter, der erst mit der Zeit geformt werden kann. Doch gerade durch den Gegenwind wurde daraus schnell etwas Emotionales. Dazu kommt, das jenes, was für den einen böse ist, für den anderen eine Art Bad Boy Image wird. Passend dazu las ich mal auf einer Diskussionsplattform, auf der sich eben jenes Klientel aller möglichen Vereine trifft, das RB Leipzig am stärksten ablehnt vor einiger Zeit einmal einen Kommentar. Der Autor, scheinbar fast schon verzweifelt darüber, das sich selbst in seinem Umfeld Sympathisanten für RB Leipzig herausbildeten, befand: "Man macht die Leipziger ja mittlerweile schon zu einer Art verbotenen Frucht. Und die schmecken bekanntlich umso besser".

Der Nachwuchs, das ewige Thema

Der Einsatz von Palacios beim Spiel in Dortmund, kam sicherlich selbst für ihn überraschend. Dann auch noch beinahe das entscheidende Tor zu machen, ist schon eine der seltsamen Geschichten, die der Fußball so schreibt. Was wäre es für eine Story gewesen, wenn das Tor gezählt hätte? Das große Dortmund, abgeschossen von einem Nachwuchsspieler, der sonst in der 4. Liga kickt.

Wie wir wissen, kam es leider nicht dazu. Um Zentimeter befand er sich im Abseits und somit bleibt es bei einem der seltenen Einsätze von Jugendspielern im Kader der 1. Mannschaft. Und ja, Palacios ist natürlich kein komplett unbeschriebenes Blatt, hatte in der Saison 2014/15 schon 2 Kurzeinsätze in Liga zwei. Und doch scheint dieses Beinahe-Tor unserer aktuellen Kaderpolitik den Spiegel vorzuhalten. Oft diskutiert man unter den Fans ja darüber, ob denn Jugendspieler bei solch einem großen Sprung, entweder aus der Junioren Bundesliga oder der Regionalliga im Männerbereich überhaupt direkt eine Verstärkung wären. Ob diese nicht erst lang bräuchten, um sich im neuen Wirkungsbereich zurecht zu finden.

Wenn der Kurzeinsatz von Palacios am Wochenende eines gezeigt hat, dann das dies auch direkt funktionieren kann. Vielleicht nicht in der Stammelf, aber doch in einer Jokerrolle von der Bank. Nun hat man in früheren Jahren noch andere Möglichkeiten gehabt. Gestandene Spieler mit Formproblemen oder nach Verletzungen wurden erst einmal in die U23 geschickt, woraus man Freiräume, zumindest auf der Bank hätte schaffen können. Doch wir spielen nun in einen Bereich, wo dies nicht mehr so einfach möglich ist. Man kann keinen Spieler, den man für Millionen einkauft und dessen Hauptwechselgrund wohl jener ist, sich schnellstens in die Startelf zu spielen, in die 4. deutsche Liga zurückversetzen. Zumindest nicht, ohne ihm einen perspektivischen Tiefschlag zu verpassen, von dem er sich, zumindest hier in Leipzig, vielleicht nie wieder erholt. Andere Vereine setzen Spieler schon einmal gern auf die Tribüne, doch gerade wenn es um Talente geht, wird auch dieses Abstellgleis nicht gerade dazu beitragen, den Spieler stärker an den Verein zu binden oder zur Motivation beizutragen.

Nein, man muss irgendeine Möglichkeit finden, Jugendspieler einzusetzen, ohne den großen Verdrängungswettbewerb im Kader aufzumachen. Eine Lösung wäre vielleicht, in der Kaderplanung einen Bankplatz gedanklich für einen (oder zwei?), durchaus wechselnde, Jugendspieler vorzuhalten. Einen Platz, um den die Jugendspieler nur gegeneinander fighten und dort nicht den nächsten Top Transfer verdrängen, der es gerade nicht in die Stammelf schafft. Eine weitere Idee ergäbe sich vielleicht bei einem größeren Kader, wo man eine höhere Fluktuation auf einigen Bankplätzen schaffen könnte, in die man ein paar Jugendspieler mit einfließen lässt. Ist der Kader groß genug und finden sich immer mehrere Spieler wechselnd auf der Tribüne wieder, könnte man vielleicht die Demotivation derer in Grenzen halten.

Persönlich würde ich mir wünschen, dass man Palacios in den nächsten Spielen mit noch einem weiteren Jokereinsatz belohnt, doch bei der Kaderdichte wird dies wohl eher schwierig sein.

50+1, die Geißel der Bundesliga?

Sonntag, 29. Januar 2017

Seit RB Leipzig in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, debattiert man um die 50+1 Regel heißer als jemals zuvor. "Schafft endlich die 50+1 Regel ab", titelte die Bild Zeitung zuletzt für einen Kommentar zu diesem Thema, auch im Doppelpass auf Sport1 finden immer mehr Experten 50+1 vereinfacht gesagt: "doof".

Die polierte Kristallkugel

In einem scheinen sich dabei alle einig, ohne 50+1 geht es der ganzen Liga auf einen Schlag besser. Schließlich halten nur die bösen Fans die ganzen Investoren davon ab, die Bundesliga zu stürmen. Nicht das es darauf irgendeinen Hinweis gäbe. Nicht das es nicht viele Vereine gäbe, die es nicht einmal schaffen 10% an Anteilen zu verkaufen.

"Das liegt nur an den nicht gesicherten Investitionen", würden wohl die Verfechter der Abschaffung antworten. Wie viele Investoren oder Großsponsoren wurden eigentlich schon von Mitgliederversammlungen aus Ihren Positionen verjagt, das bei diesen weltweit die Angst umgeht? Mal ganz davon abgesehen, das es selbst für einen Verein mit mind. 51% der Stimmrechte rechtlich nicht ganz so einfach ist, langfristige Verträge zu brechen, falls diese keinen generellen Ausstieg zu jeder Zeit regeln.

Darüber hinaus muss man sich auch durchaus die Frage stellen, wie interessant die Bundesliga überhaupt für Investoren ist. Sportinvestments sind kein Selbstläufer. Einen reinen Werbeeffekt bekommt man auch als Sponsor, dafür muss man sich nicht den Aufwand ans Bein binden. Es spricht vor allem Menschen oder Unternehmen an, die entweder einen Bezug zum jeweiligen Verein haben oder meinen die Struktur besser handhaben zu können, vielleicht sogar zu müssen, als die jeweiligen Entscheider. All dies lohnt sich kaum für kurzfristige Ziele. Erst wer einen langfristigen Plan hat, für den summieren sich überhaupt die Risiken der Investition.

Nun hat die Bundesliga jedoch schon eine 20 Jahre Ausnahme, nachdem man Mehrheiten übernehmen kann, scheinbar gibt es extrem wenige Investoren, die sich für eine solche Laufzeit interessieren.

Nein, man kann die Kristallkugel noch so lang polieren, es würde keine solch strahlende Zukunft daraus, wie man gern möchte. Man mag noch so gern neidisch auf die Gelder in der Premier League schauen, aber die Strahlkraft dieser erreicht die Bundesliga eben gerade international nicht, trotz der Tatsache, dass der sportliche Erfolg der Vereine von der Insel in der Breite nicht wirklich in einem Verhältnis zu den eingesetzten Geldern zu stehen scheint.

Fans, der Klotz am Bein

Kommen wir einmal zu dem eigentlichen Sinn der 50+1 Regel. Nicht dem Sinn auf dem Papier, die notwendigen Auslagerungen der Profiabteilungen an die e.V zu binden, sondern das, was man gemeinhin damit verbindet, Mitbestimmung.

Nun ist des Vereinskonzept in Deutschland sicherlich sehr ungünstig für Profivereine. Die ganze Eigenheit der Selbstverwaltung ist primär dafür vorgesehen das sich eine begrenzte Gruppe von Menschen mit irgendeinem gleichen Interesse organisiert und für Entscheidungen trifft. Als das Ganze rechtlich definiert wurde, hat sicherlich niemand damit gerechnet, dass jemand 200.000 Mitglieder rund um den Globus hat, um sich dann mit 1% zu treffen und über Mehrheitsbeteiligungen, auf Entscheidungen eines Unternehmens mit Millionen Umsetzen einwirkt.

Trotzdem ist die Möglichkeit momentan eine Alternativlose. Fällt 50+1 existiert in den ausgelagerten Unternehmen keinerlei Ersatz für diesen Einfluss. Schön für die Unternehmen, mindestens ungünstig für die Fans. Man könnte nun einwenden, das es bei RB Leipzig, durchaus auch ohne dieses funktioniert. Probleme werden in der Kommunikation geklärt, da beide Seiten an einer Lösung interessiert sind. Doch trifft das nun auf alle Vereine zu? Hat wirklich jeder der Vereinsverantwortlichen oder der späteren Investoren dann ein Interesse an Kompromissen? So einfach lässt sich das nicht sagen. Denn natürlich hängt es auch daran, wie ähnlich oder gegensätzlich die Interessen der beiden Seiten sind.

Gäbe es denn überhaupt eine Alternative? Zumindest gelten für die ausgelagerten Fußballunternehmen keine rechtlichen Sonderbedingungen. Sie agieren in einem Markt, an dem der Staat durchaus ein gesondertes Interesse hat. Bei dem Bundesländer oder Städte schon auch gern mal rechnerische Kunststücke vollziehen, um einen ins Schwanken geratenen Fußballverein über Wasser zu halten. Man bezeichnet die Wirtschaft nun gern als frei, aber natürlich stellt der Staat durchaus an einige Branchen ziemlich hohe Anforderungen. Möglich wären solche "Regeln" sicher auch für den Fußball. Das Problem, weder Vereine noch Verbände werden darauf drängen Ihre so schön "funktionierende" Selbstverwaltung von außen reglementieren zu lassen.

Warum nicht schon jetzt

Vielleicht sagt der ein oder andere jetzt immer noch "Nein, ohne 50+1 wird alles besser".

Dann hätte ich für den Schluss noch etwas, über das jeder einmal kurz nachdenken sollte. Das Vereinskonzept von RB Leipzig reicht Red Bull und dürfte demnach auch für andere Investoren nicht abschreckend wirken. Jeder Verein könnte in seiner Mitgliederversammlung Änderungen beschließen, die das eigene Vereinskonzept ähnlich beschränken, wie dies hier der Fall ist.

"Es wird sich doch niemand selbst die Rechte nehmen", denkt jetzt vielleicht der ein oder andere. Dummerweise entfallen die 51% Stimmrechte nicht automatisch durch den Wegfall der 50+1 Regel. Weniger als 51% Stimmrechte sind für die Mitglieder nahezu irrelevant. Selbst eine Gruppe aus mehreren Investoren würden sich kaum auf die Entscheidung der Vereinsmitglieder verlassen. Leider müsste der Verein, in dem Fall wieder die Mitgliederversammlung in diesem Fall ebenfalls darüber befinden, ihre Stimmrechte an einem Investor zu übertragen, denn ansonsten fällt man nun einmal nicht unter 51%.

Denkt einmal drüber nach.

Neues Jahr, neues Glück

Montag, 2. Januar 2017


©Red Bull GmbH and GEPA pictures GmbH

2016 war ein gutes Jahr für RB Leipzig Fans. Der Aufstieg in die 1. Bundesliga sicherlich das Highlight, aber gerade die Halbserie, war, auch wenn das Frankfurt Spiel noch aussteht, im Mindesten interessant. Zeit demnach, ein paar Themen zu kommentieren.

Die 1. Bundesliga

Ich schrieb in meiner Saisonvorschau, dass dieses Jahr auch ein Test für die Stärke der Liga wird. Folgt man dieser Betrachtungsweise, hat in der Hinrunde nur Bayern München den Test mit Bestnote bestanden. Man muss sich bei der Erfolgsgeschichte in dieser Saison immer wieder von den fast schon hyperventilierenden Medienhype lösen, der zumindest bis zum Bayern Spiel herrschte. In diesen könnte man denken RB Leipzig würde schon endlose Jahre Bundesliga spielen, der Kader wäre vollgepackt mit Stars und es wäre der Gipfel des Machbaren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. 

Unter den Transfers vor Beginn der Saison befinden sich gerade mit Keita und Werner sicherlich Spieler, die für Furore sorgten, doch die Kaderzusammenstellung hat eher etwas von einem langsamen Herantasten an die neuen Aufgaben. Der Verein beginnt in allen Bereichen erst seinen Weg und ist sicher weit entfernt von dem, was man sportlich auf die Beine stellen könnte.

Umso erstaunlicher, dass wir so durch die Liga fegten. Zumindest dann erstaunlich, wenn man nicht wie ich ein Verfechter der These ist, das die Liga sich gern stärker gibt, als Sie eigentlich ist. In der Breite ist das Leistungsspektrum riesig und die Dominanz der Bayern in den letzten Jahren ist eben auch darin geschuldet, dass die nicht wenige Vereine der Liga eher durch Chaos oder zumindest Stagnation glänzten als durch irgendeine Weiterentwicklung.

Das Bayern Spiel 

Jeden Hype holt irgendwann die Realität ein und zumindest hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung passierte dieser Crash beim Spiel in der Allianz Arena. Dieses Herbeischreien des Leipziger Meistertitels endete und in den Schlagzeilen dominierte sofort wieder die Stärke von Bayern München.

Abseits davon war das Spiel weniger dramatisch. Man versuchte danach ja krampfhaft, den Münchenern irgendeine besondere Anti RB Leipzig Taktik einzureden, doch diese existierte nicht. Ancelotti machte schlicht etwas, was wir selbst in früheren Ligen bei Top Spielen auch gern einmal taten. Einfach das Gottvertrauen auf die individuelle Qualität in Schlüsselpositionen. Es waren keine ausgefeilten Spielzüge, kein kompliziertes rotieren des Balles. Man gewann die wichtigen Zweikämpfe und brauchte damit all dies nicht.

Ist die Meisterschaft damit entschieden? Sicherlich nicht. Die Meisterschaft wird sich eher darin entscheiden, wessen Performance in den restlichen Spielen besser ist. Aber auch wenn ein Erfolg nie zu früh kommen kann, es gibt in dieser Saison sicherlich wichtigere Ziele. Doch dazu später.

Zum Spiel ist wenig zu sagen. Nachdem die Duelle an den Schlüsselstellen verloren gingen und sehr einfache Spielzüge damit sehr gefährlich wurden, sank das Vertrauen der jungen Spieler in den Keller. So weit, das man sich selbst in aussichtsreichen Situationen kaum mehr traute den Ball nach vorn zu spielen. Vielleicht ist das die entscheidende Frage nach diesem Spiel. Ob man für Spiele, in denen einmal nichts so funktioniert wie es müsste, nicht eine Achse aus Spielern braucht, die den Rest auffängt und nach vorn peitscht. Wobei wir dann wieder beim Thema "Erfahrung" wären. Denn ohne diese wird es schwer, sich in solchen Situationen nicht anstecken zu lassen.

Das Stadion

Eine der wichtigsten Entscheidungen in der Vereinsgeschichte fiel dann noch kurz für Jahreswechsel. Die Gerüchteküche brodelte schon ein paar Wochen, das man versuchte eine Lösung für den Verbleib im Stadion zu finden und so kam es dann auch.

Sofern die Bauanfragen klappen, die Stadt dem Verkauf zustimmt und sämtliche Formalitäten durchgehen, ist der Traum sehr vieler RB Fans damit erfüllt.

Viel wurde über dieses Thema diskutiert und leider liefen die Diskussionen zuletzt in eine Richtung, das ein Verbleib von einer rein emotionalen Welle getragen wäre, doch dies ist falsch. Ja, an dem Stadion hängen Erinnerungen und ja, natürlich ist das alte Zentralstadion, in das die Red Bull Arena gebettet ist, auch ein geschichtsträchtiger Ort, an dem wiederum sicher einige Fans noch weitere Erinnerungen knüpfen können.

Für mich persönlich wäre ein Stadion im Norden der Stadt sicherlich logistisch ein Horror gewesen. Ich bin auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und wer einmal versucht hat damit von Süden aus gen Messe oder noch schlimmer nach Schkeuditz zu fahren, wo auch Flächen gehandelt wurden, weiß das dies eine ziemliche Weltreise ist. Aber auch das wäre für mich nicht das Entscheidende gewesen, zählt dann halt als persönliches Pech.

Viel entscheidender ist die Tatsache, das wir momentan unmöglich auch nur ein halbwegs passendes Stadion bauen könnten. Es sagt sich immer leicht "da haben wir mehr Logen", aber die Anforderungen an ein Stadion sind weitaus höher. Man muss einfach bedenken, das ein jetziger Neubau sicherlich eine reine Minimallösung gewesen wäre. Erst einmal deswegen, weil es momentan nur über Red Bull zu finanzieren wäre, aber auch deswegen, weil überhaupt keine Erfahrungswerte existieren, die mehr zulassen. Wir spielen zum ersten Mal im Oberhaus des deutschen Fußballs, haben noch keinen Fuß in den internationalen Wettbewerb gesetzt. Egal wie gut ein Manager ist, alles Geplante wäre irgendwas zwischen Wunschtraum und Worst-Case-Vorstellung. Wir wissen nicht, wie sich die Fanbase entwickelt, wir wissen auch nicht, wie schnell sich sportlich wirklich an die Idealziele knüpfen lässt und wir wissen erst recht nicht, welche Anforderungen sich an das Stadionumfeld ergeben.

Erschwerend hinzu kommt sicher auch die Infrastruktur. Es lässt sich leicht sagen, das da dann eben die Stadt etwas hochzieht. Doch man bedenke einmal, wie wenig sich selbst um das Innenstadtstadion getan hat und das, obwohl dieser Standort für die Stadt quasi ideal ist und jede Änderung der Infrastruktur ja nicht nur dem Stadion zugute kommt. Wer glaubt da wirklich dran, das da große Bauprojekte außerhalb des Stadtkerns angestoßen werden, obwohl dies für die Stadt im Grunde herausgeschmissenes Geld wäre, das je nach Standort wenig bis gar keinen Nutzen für den Rest hat? Und bevor mir jemand mit der neuen Messe kommt, das Chaos bei stärker besuchten Messen dürfte allseits bekannt sein und da wollen keine rund 60000 Besucher auf einen Schlag nach Hause. Sehr eingeschränkter öffentlicher Nahverkehr und ein Mini Bahnhof, den ich mir nicht wirklich vorstellen möchte, wenn da auf einen Schlag eine große Menge auftaucht. Und die Autobahn? Man hätte wahrscheinlich schon nach wenigen Minuten einen Rückstau, der den Verkehr dort völlig zum Erliegen bringt.

Zum Glück müssen wir uns mit all dem nicht herumschlagen und können gespannt auf die ersten Ausbaupläne warten. Interessant wird nebenbei sicherlich auch, ob es zu den für die Kapazitätserhöhung und den Logenausbau nötigen Veränderungen auch optisch "Updates" gibt.

Die Restsaison und die Zukunft

Die Winterpause ist eingeläutet und diese ist ziemlich kurz. Trotzdem werden viele Fans inkl. mir wohl hoffen, das man von der Devise niemanden zu verpflichten doch noch abweicht. Sicherlich ist es finanziell eine gute Sache, auch für den Fall, dass man sich nächstes Jahr mit dem Financial Fair Play nächstes Jahr rumärgern müsste. Und sicherlich hat man im Sommer mehr Möglichkeiten für Transfers als jetzt.

Trotzdem ist das Risiko für die restliche Saison nicht gering. Man sieht an den Problemen in der Innenverteidigung, wie schnell man in Not kommen kann und dieser Mannschaftsteil ist sogar noch einer, der in der Breite durchaus einige Möglichkeiten hat. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es aussähe, wenn weiter vorn einer oder gar mehrere Schlüsselspieler ausfallen. Zumindest für die Breite wären Verstärkungen sicherlich nicht verkehrt und wenn es wie gewohnt Top Talente sind, wären die Ausgaben dafür wohl auch gut angelegt.

Um noch einmal auf die Ziele zurückzukommen. So lang wir noch nicht allzu viele Punkte hinter der Spitze liegen, wird das Schielen auf Platz 1 natürlich immer die Diskussionen beherrschen. Doch weitaus wichtiger ist der Einzug in die internationalen Wettbewerbe und das möglichst hoch. Ohne die Bundesliga schlecht reden zu wollen, aber erst dort wartet die große Bühne. Finanziell ist der internationale Fußball natürlich ein großer Sprung, wichtig aber auch hinsichtlich der Möglichkeiten bei Transfers und ein Imagefaktor, der wieder neue Türen für den Verein öffnet. 

Es ist entscheidend, das man weiterhin in Schritten denkt. Viele Fußballvereine hatten einmal ein gutes Jahr national und sind dann abgeschmiert. Einige davon haben sich nie wieder erholt. Wir stoßen nun in Regionen vor, wo es anders als die Gegner des Vereins vielleicht suggerieren wollen, nicht mehr so entscheidend ist, dass wir einen großen Hauptsponsor haben. Geld haben gerade international viele, die große Frage ist, was man daraus macht. Mal abgesehen davon, dass teils mit fast unvorstellbaren Summen um sich geworfen wird, die Red Bull sicher nicht allein geben würde (FFP Probleme außen vor). Die nächsten Aufgaben können nur sein, den internationalen Fußball zu erreichen und sich dort festzubeißen. Vielleicht auch schon dort ein paar Achtungserfolge zu erringen. Erst aus diesen Vorgehen bietet sich dann wiederum die Möglichkeit strukturell und finanziell aufzurüsten.

Blicken wir auf Anfang 2016 in Bezug auf RB Leipzig zurück, so kommt es einem fast vor wie eine andere Welt. Vielleicht ist es ja 2017 wieder ähnlich. Denn seien wir ehrlich, wir stehen trotz 1. Bundesliga erst am Anfang unserer Geschichte.