Kommentar: Emil Forsberg und der Kulturschock

Dienstag, 5. Januar 2016

Als über die Weihnachtstage die Meldungen auftauchten, dass international agierende Vereine an Emil Forsberg interessiert sind, war die Aufregung gerade unter den Fans groß. Forsberg hatte sich erst diese Saison zum Leistungsträger entwickelt, ist sicher ein wichtiger Baustein für den angepeilten Aufstieg.
Und doch blieben Zweifel. Das AS Rom und sogar Klopps Liverpool? Vereine, die im Jahr Summen investieren, für die wir gleich mehrfach unser Trainingszentrum bezahlen könnten. Kann man den Spieler da wirklich halten? Scheinbar um frühzeitig für Beruhigung zu sorgen, meldete sich Vorstandschef Oliver Mintzlaff zu Wort und erklärte Forsberg für "unverkäuflich".
Dies mag für den Moment zutreffen, da man höchstwahrscheinlich an sehr wenigen Spielern dran ist, die schnell mal als Ersatz verpflichtet werden könnten. Im Grunde ist die Diskussion um Forsberg allerdings auch eher ein Vorläufer dessen, was uns in höheren Gefilden erwartet. Gerade vielen Fans dürfte in den nächsten Jahren eine Art Kulturschock bevorstehen.

Seit Vereinsgründung kamen viele Spieler nach Leipzig. Nicht selten warb man anderen Mannschaften Leistungsträger ab, die dann mit großem Medienrummel nach Leipzig wechselten. Aus Leipzig weg gingen allerdings fast ausschließlich Spieler, die aus der Mannschaft fielen. Nur Stefan Kutschke sprang direkt nach oben, in Richtung Wolfsburg. Und vielleicht Kimmich, aber der gehörte uns ja nur übergangsweise. Dies führte dazu, das man bei uns, wie bei kaum einen anderen Bundesligaverein, sehr an längerfristigen Spieler Identitäten hängt. Jeder gute Spieler sollte den Verein möglichst dauerhaft begleiten, gern auch bis zum Karriereende.

Nur leider hat dies wenig mit der Realität im Fußballgeschäft zu tun, denn "unverkäuflich" gibt es dort nicht wirklich. Selbst Stammspieler bei Bayern München oder anderen Top Vereinen der Welt sind nur so lang unverkäuflich, bis jemand die richtige Summe bietet. Und warum auch nicht? Mit Geld kann man Spieler verpflichten und mit einer überhöhten Summe für mehr als nur gleichwertigen Ersatz sorgen. Dies ist, so ehrlich muss man sein, auch einer der Erfolgsfaktoren derjenigen Vereine, die den Spitzenfußball dominieren. Spieler kaufen, entwickeln und verkaufen. Der dadurch entstehende Wirtschaftskreislauf ist gigantisch und erzeugt Summen, die fast schon spielend mit der einiger Investoren mithalten können, die sich mittlerweile auf der Fußballbühne tummeln.

Kommen wir zurück zu Forsberg kamen schnell auch Argumente "RB Leipzig braucht das Geld nicht". Doch dies ist Unsinn. Gerade in Leipzig versucht man sich ja gerade eine möglichst breite Finanzierung zu sichern und natürlich sind Transfererlöse in jeder erfolgsversprechenden Finanzierung ein Muss. Was heißt das nun für die Zukunft? Zuerst einmal wird sich nicht für jeden Leistungsträger jemand finden, der den richtigen Betrag bietet, ein Kader wird in einer Transferzeit nicht komplett auseinandergerissen werden. Aber gerade die Fans müssen sich wohl zukünftig auch damit abfinden, dass Kader nicht für die Ewigkeit gebaut sind. Das es eher Ausnahme als Normalität ist, das Spieler den Verein über endlose Zeiten begleiten. Gerade weil es auch Ligen gibt, die für Bundesliga Verhältnisse Unsummen investieren können. Nahezu jeder erfolgreiche Spieler wird von irgendjemanden umworben werden.

Und wenn ein Leistungsträger dann wirklich einmal geht, ist es nicht wirklich dramatisch. Wichtig ist vor allem zu sehen, ob man auch eine gute Summe erzielen konnte und was man auf dem Transfermarkt denn wiederum so mit dem Geld anstellt.

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