Kommentar: "Verurteilung von irgendwas"

Montag, 9. Februar 2015

Betrachtet man rückwirkend das Aue Spiel, ist sicher nicht nur sportlich einiges aufzuarbeiten. Die Begleitumstände sind bestens bekannt, ein Banner, ein Plakat und ein Angriff auf die Spieler nach dem Spiel.

"Ein Österreicher ruft und ihr folgt ihm blind, wie das endet weiß jedes Kind, ihr wärt gute Nazis gewesen" 

wurde von den Aue Fans als Banner gehisst, dazu ein Bild des Red Bull Chefs in einer dazu passenden Uniform und Pose.

Hinsichtlich Fußballfans drückt der Staat in Deutschland sicherlich oft mal alle Augen zu, vielleicht kommt es auch deswegen nicht selten zu im Mindesten geschmacklosen Bannern. Beleidigungen und Ähnliches gehören ja quasi schon zum guten Ton. Das selbst Letztere im Extremfall eigentlich Straftatbestände wären, wird unterschlagen und zumeist hält man sich von öffentlicher Seite zurück. So wird es auch in diesem Fall wohl eher dem Verband überlassen, Strafen auszusprechen.

Vielleicht ruft jetzt der ein oder andere "SATIRE". Nun, Satire scheint so etwas wie das Schlagwort des neuen Jahres. Seit den Vorfällen in Frankreich scheinen einige, meist Menschen, die vorher wahrscheinlich nie auch nur einen satirischen Beitrag gelesen haben, der Meinung das Wort sei irgendeine Art Freifahrtschein für alles. Nein, das ist es nicht. 

Wer dies nicht glaubt, kann gern die Probe aufs Exempel machen. Sollte er mal sauer auf die Politik sein, einfach mal ein gleichlautendes Banner zu Politikern malen und in der Fußgängerzone präsentieren, dazu findet sich sicher einer dieser Berufsgruppe den man am wenigsten leiden kann, somit wäre das Bild umsetzbar. Und nach seinen erbaulichen Gesprächen mit dem Staatsschutz über die darauf folgenden Wochen, den Gerichtsverfahren wegen Beleidigung und Volksverhetzung und je nach grafischer Qualität vielleicht auch ein paar anhänglichen Verfahren zu gezeigter Symbolik dürfte sich die Definition von Satire doch etwas verändert haben.

Wesentlich kurioser als fanseitige Ausreden sind aber nicht nur in diesem Fall die Reaktionen des jeweiligen Vereins. Auch Aue reagierte schnell und brachte ein Statement heraus.

"Beim Zweitligaspiel des FC Erzgebirge Aue gegen RB Leipzig wurden am späten Freitagabend im Sparkassen-Erzgebirgsstadion Aue Plakate und Banner mit zutiefst unsportlichen Inhalten gezeigt.Diese Machenschaften verurteilt der FC Erzgebirge Aue auf das Allerschärfste! Mit Leuten, die Plakate und Banner mit derart verabscheuungswürdigen Inhalten in unser Stadion bringen und zeigen, wollen wir nichts zu tun haben! Eine Minderheit sorgte gestern Abend dafür, dass ein für den FC Erzgebirge Aue sportlich erfolgreicher Abend einen ungenießbaren Beigeschmack bekommen hat. Wir können und möchten uns hierfür bei RB Leipzig entschuldigen."

Nun, zuerst einmal ist festzuhalten, das man mit den Leuten, die das Banner und das Plakat gezeigt haben, nichts zu tun haben will. Sollte sich jedoch nicht herausstellen, das es von Touristen ins Stadion gebracht wurde, dürfte das recht problematisch sein, denn dann wären es die eigenen Fans. Mit diesen will man nichts zu tun haben? Ok, lesen wir weiter, stoßen wir auf die fast immer gebrachte Aussage es würde sich nur um eine Minderheit handeln. Demnach alles nicht so schlimm, man kann schließlich nicht jeden einzelnen im Zaum halten. Nun stellt sich mir die Frage, wie groß denn eine Gruppe sein muss um keine Minderheit, sondern ein größeres Problem darzustellen. Man sieht in dem gezeigten Block keine wirklichen Unstimmigkeiten bezüglich der Banner und Plakate, grob geschätzt dürften drum herum ein paar Hundert Zuschauer stehen, die das Ganze wohl zumindest passiv unterstützen. Nimmt man die Zuschauerzahlen von Aue kann man schon von ein paar Prozent ausgehen, die dies im Mindesten billigend in Kauf nehmen.

Bleibt aus dem Statement nun demnach noch die Entschuldigung. Nun die war natürlich klar, das muss man tun. Ist am Ende aber auch nicht mehr wie jemanden bei der Begrüßung einen guten Morgen zu wünschen, selbst wenn es einem ziemlich egal sein kann, ob er wirklich einen guten Morgen hat.

Auf mich wirken solche Verlautbarungen, und das ist nicht nur im vorliegenden Fall so, unecht. Irgendwer hat die Banner ins Stadion gebracht und ich kann mir bildlich nicht vorstellen, dass man etwas in solcher Größe in seiner Unterhose transportiert. Die Banner und die Plakate wurden in aller Ruhe aufgehängt und gezeigt und nach 5min sagt man den Fans dann mal Sie sollen Sie abhängen. Wahrscheinlich wären diese in den nächsten Minuten auch selbst auf die Idee gekommen, man steht selten die ganze Halbzeit mit einem Banner in der Hand rum, auch in Aue nicht.

Am Ende bleibt es das gleiche wie bei den meisten anderen Vorfällen. Der Verein lässt die eigenen Fans gewähren, will ja keinen Ärger und versucht danach krampfhaft alles rhetorische um die Strafe so gering wie möglich zu halten.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen