Lektionen

Mittwoch, 25. Februar 2015

Das Spiel gegen Braunschweig, als Schicksalsspiel verschrien, ist vorbei. Und der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus.

Weiterhin wundert sich die Fußballwelt über die Formkrise bei RB Leipzig. Erfolg, Effektivität, Spielweise. Nichts scheint so wirklich zum Kader zu passen. Rekordsummen wurden investiert, sowohl im Sommer als auch im Winter. Sicher gab es in früheren Zeiten Vereine, deren Ausgaben noch höher lagen, doch gegenüber der direkten Konkurrenz erscheinen die Summen astronomisch.

Sportdirektor Ralf Rangnick meinte, die Neuzugänge hätten bisher nicht eingeschlagen und der Trainerwechsel sei verpufft. Nun, da ersteres ja in sein Gebiet fallen würde, schon eine interessante Aussage, trifft es aber nicht wirklich.

Achim Beierlorzer muss eine schiere Unmöglichkeit in kürzester Zeit erreichen. Man kann über den Abgang von Alexander Zorniger weiterhin geteilter Meinung sein, jedoch muss man mittlerweile feststellen das Aue keinesfalls ein Einzelfall war. Es liegt nicht am Trainerwechsel, dass alles weiterhin chaotisch bleibt. Viel mehr war das Chaos zum Zeitpunkt des Trainerwechsels schon perfekt.

Nun soll der Trainer möglichst mit wenigen Trainingseinheiten dafür sorgen, das aus Rumpelfußball Zauberfußball wird. Man verstehe mich nicht falsch, natürlich sind die Einzelakteure für eine Steigerung vorhanden, nur dürfte es schwer sein, die vielen Probleme auf einen Schlag zu beseitigen.

Da ist zum einen das fehlende Selbstvertrauen auf dem Platz. Man schaue sich das letzte Spiel an und zähle einfach einmal sämtliche Situationen, wo Spieler lieber den Ball zu einem schlechter positionierten Mitspieler abspielen, als den Zweikampf zu suchen. Oder schaue in die Defensive, wie umständlich Bälle entschärft werden. Paradebeispiel das 1:0 von Braunschweig. Schon bei dem Pfostentreffer vorher stehen endlos Spieler nahe am Gegner. Doch keiner traut sich wirklich in den Zweikampf. Die Braunschweiger Offensivkräfte können schalten und walten, wie Sie wollen.

Und das andere ist sicher das Spielsystem. Ja, unser Sportdirektor ist weiterhin überzeugt von seiner Art des modernen Fußballs, doch zumindest so wie ihn Leipzig spielen soll, sehe ich den Siegeszug dabei noch nicht. Oft wird auf Salzburg verwiesen, doch seien wir ehrlich, die Liga dort ist nicht gerade hochkarätig besetzt. Salzburg wird nur international wirklich gefordert und sieht dort immer dann gut aus, wenn ihnen der Gegner genügend Platz lässt. Erzeugt der Gegner eigenen Druck und kontert das Pressing mit langen Bällen über das Mittelfeld hinweg, bricht auch in Salzburg die Taktik immer wieder ein.

Und so kann auch Leipzig natürlich nicht dauerhaft damit brillieren. Die 2. Bundesliga ist vielleicht nicht die stärkste aller Zeiten, aber wohl immer noch eine der stärksten in ganz Europa. Natürlich erkennt man recht schnell die Schwächen des offensiven Systems und nutzt diese mittlerweile doch recht einfach aus.

Man scheint weiterhin nur darauf bedacht die 8-10 Sekunden Regel zu befolgen. Da man zuletzt von hinten heraus ohne Zweikampfüberlegenheit scheiterte, wird nun wieder vermehrt auf lange Bälle gesetzt, aber auch das ist nicht schwer ausrechenbar. Die paar Schaltstellen zugestellt und schon landen die meisten langen Bälle eben nicht in aussichtsreicher Position, sondern der Gegner kann in vielen Fällen selbst direkt einen Angriff starten.

Ja es gibt auch andere Mannschaften, die erfolgreich offensive 4-3-3 Systeme verwenden. Real Madrid wäre so ein Beispiel. Aber erst einmal variieren selbst die Spanier je nach Gegner und zweitens hat deren erfolgreiches 4-3-3 nicht viel mit dem von Ralf Rangnick gemein. Madrid nutzt das gesamte Spielfeld für ihr Offensivsystem. Versucht der Gegner die Mitte zu sichern, stellt man sehr schnell auf ein Spiel über die außen um. Die Spielzüge ähneln dann mehr einem 4-4-2, mit Flanken auf die zentralen Mittelstürmer. Zudem nutzt man dort das Überangebot an Offensivstürmern auch für gefährliche Konter. Auch das verbaut man sich in Leipzig, da sich die Offensivspieler zu stark mit in die Defensive einschalten müssen. Somit steht man in den allerseltensten Fällen mit 2-3 Spielern aussichtsreich für einen Konter bereit.

Und als letztes nimmt man auch durchaus bei Madrid einmal das Tempo raus, wenn es für den Spielaufbau notwendig ist oder man einen Gegner in einer Drangphase bremsen möchte.

Es scheint, als erteile die Liga RB Leipzig gerade eine wichtige Lektion. Man kann versuchen, Dinge zu optimieren, aber man kann den Fußball auch nicht neu erfinden. Am Ende wird es nicht Leipzig sein, die anderen zeigen, wie man erfolgreich spielt, sondern man wird bei Rasenballsport eher als Schüler agieren, der seine eigenen Vorstellungen auch beim Spielsystem dem anpasst, was andere erfolgreich macht. 

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