3 Jahre Blog

Mittwoch, 20. April 2016


2016 und schon wieder einmal den Bloggeburtstag verpasst. Am 02.04.2013 schrieb ich damals unter einer anderen Domain mit einem zugegeben ziemlich hässlichen Layout (in völlig unpassenden Grün!) einen ziemlich unspektakulären Satz.
Mein neuer Blog bei dem ich hin und wieder Kommentare zu aktuellen Entwicklungen hinterlassen werde. Viel Spass beim Lesen.
Seit der Vereinsgründung waren damals natürlich schon ein paar Jahre vergangen. Doch irgendwann reichte keine Diskussion in den sozialen Netzwerken mehr, auch kein Forenpost konnte ausführlich genug sein. Es brauchte eine Möglichkeit, meine Meinung zu den vielen Themen rund um den Verein ausgiebig niederzuschreiben, egal ob die nun jemand lesen wollte oder nicht.

Natürlich sah die Informationslandschaft um RB Leipzig auch noch völlig anders aus als jetzt. Die Medienpräsenz beschränkte sich zumeist auf den MDR und die Lokalzeitungen, Bewegtbild war ein seltenes Ereignis und die große Fußballwelt erwähnte den Verein nur, wenn man mal ordentlich Punkte bei den Gegnern sammeln wollte, indem man möglichst faktenlos über den bösen Verein aus dem dunklen Osten jammerte oder ihn verdammte. Das sieht mittlerweile anders aus. RB Leipzig ist in aller Munde, stellt Zuschauerrekorde im TV auf, wird von unzähligen Onlinemedien regelmäßig genutzt, um die Klickzahlen hochzuhalten und ist auch in den überregionalen Printmedien ein gern genutztes Thema.

Ich habe in den drei Jahren über unzählige Thematiken geschrieben. Viele waren positiv, aber auch einige kritisch. Bei letzteren bin ich zugegeben noch etwas zurückhaltender. Gerade in den Jahren bei der viel Kritik von außen kam, musste man sicherlich nicht nur von innen Öl ins sprichwörtliche Feuer gießen.

Doch einmal im Jahr bietet es sich sicher an, einmal einen kritischeren Blick auf die Entwicklungen zu werfen.



Sportliche Entwicklung

Die sportliche Seite ist natürlich immer ein Thema, über das man sich als Fußballfan Sorgen macht. Doch gingen die Sorgen meinerseits die meisten Jahre durchaus über die jeweilige Saison weit hinaus. Seit der Ära von Ralf Rangnick und Alexander Zorniger spielten wir von Jahr zu Jahr immer offensivere Systeme. Ich dächte, man konnte meinen Spielberichten durchaus entnehmen, dass ich dies auch immer kritischer sah. Grundsätzlich stellte sich die Frage, wie solch eine Spielweise jemals in höheren Gefilden funktionieren könnte.

Niemand kann den Fußball neu erfinden und die Top Vereine in den Top Ligen Europas oder gar der Champions League als höchsten europäischen Wettbewerb, spielen nicht zurückhaltender, weil ihnen nichts anderes einfällt. Nein, was Alexander Zorniger zum Verhängnis wurde, ist das Fußball nun einmal ein Fehlerspiel ist. Niemand, nicht einmal die Finalteilnehmer des Champions League Finales spielen perfekten Fußball. Es passieren auch dort auf beiden Seiten viele individuelle Fehler. Was diese Mannschaften so gut macht, ist die Tatsache, dass man diese Fehler jedoch kompensieren kann.
Etwas, was das Leipziger System viele Jahre kaum konnte.

Wir wir alle wissen, zerlegte sich das System dann auch in der 2. Bundesliga. Es kam Ralf Rangnick als Trainer und verwarf die langjährige Spielform nach ungefähr drei Spielen Schritt für Schritt. Mittlerweile ist man soweit, dass man sich die Spielweise problemlos auch im Spitzenfußball vorstellen kann.

Nun muss natürlich noch der Aufstieg gelingen und ein entsprechender Trainer kommen, doch man braucht sich hier kaum noch Sorgen zu machen, das uns beides gelingt. Und das wir auch weitere sportliche Ziele problemlos anstreben können.

Strukturelle Entwicklung

Mehr Sorgen bereitet da schon die Entwicklung des Vereins an sich. Denn im organisatorischen Umfeld gab es bisher kein solch einschneidendes Ereignis, wie es die Trainerübernahme Rangnicks im sportlichen Bereich war. Wir haben meiner Meinung nach ein grundlegendes Problem, was die Vereinsentwicklung angeht. Man mag uns von außen noch so sehr in eine hochprofessionelle Schublade stecken wollen, als wären wir schon das 2. Bayern München, intern sind wir aber eben erst ein sehr junger Verein.

Ein sehr junger Verein, der nur aus einem geringen Erfahrungsschatz schöpfen kann. Nun sind sicher alle Beteiligten wirklich gut in ihrem Job und einige haben ja auch schon fernab des Fußballs oder vielleicht sogar in Salzburg hohe berufliche Erfolge erringen können. Und doch ist dies alles nun einmal kein Erfahrungsschatz, den man für die Bundesliga oder den internationalen Spitzenfußball bräuchte. Nun würden die meisten wohl gleich nach Ralf Rangnick schreien, doch auch für einen Ralf Rangnick hat der Tag nur 24 Stunden. Er kann keinen Verein im Alleingang mal nebenbei leiten oder komplett organisieren und zudem gibt es sicher auch für ihn Bereiche, wo er bei seinen Trainerstellen wohl wenig Einblick hatte.

Sicherlich, es kann alles funktionieren. Theoretisch kann jede Erfahrung erworben werden, man kann sich immer korrekt entscheiden und jeden Bereich schnellstmöglich zum Erfolg führen. Und doch ist es eben eine Art Balanceakt auf dem Drahtseil. Es macht schon jetzt den Eindruck, dass man vieles probiert und anderes wohl noch lange nicht so gut funktioniert, wie man meinen könnte. Am sichtbarsten ist dies sicherlich bei der Kommunikationspolitik, die von der früheren sogenannten Kommunikationsauster nun in viele unterschiedliche Extreme schwenkt. Mal funktioniert dies und wirkt professionell, zu anderen Themen geht dies eher daneben und sorgt für noch mehr Durcheinander.

Auch im Umgang mit den Fans wird sich wohl noch einiges tun. Man versucht vereinsseitig viel, erstellt viele Wege, um auch ein gewisses Feedback von den Fans zu bekommen. Und doch hat man den Eindruck das oft die endgültige Konsequenz fehlt oder auch die Erkenntnisse daraus. Darüber könnte man vielleicht schon einen eigenen Blog schreiben, vielleicht hier nur einmal ein Beispiel, was dies versinnbildlicht. Vor Kurzem gab es einmal ein Treffen vom Verein mit einigen in sozialen Netzwerken aktiven Fans. Dabei wurde die Frage an den Verein gestellt, warum denn zu Ereignissen, die für die Öffentlichkeit von Interesse sind, nicht einmal ein paar der, wie man im Social Media Bereich sagt, Multiplikatoren eingeladen werden. Die Antwort war schlichtweg die Gegenfrage, wo denn der Unterschied läge, ob ein Ereignis nun von offizieller Seite veröffentlicht oder beschrieben wird oder aus dem Fanumfeld. Ich glaube, wenn sich der Verein irgendwann diese Frage selbst beantworten kann, werden wir schon einen Schritt weiter sein.

Entwicklung der Fanbase

Zur Fanentwicklung wird man in Leipzig meist mit Zahlen beworfen. Mehr Zuschauer! Mehr Auswärtsfahrer! Mehr Fanklubs! Und auf jeden Fall ist die Entwicklung in diesen Bereichen nahezu berauschend. Nichts erinnert mehr an die Zeiten der ziemlich leeren Red Bull Arena und der anfänglichen, sehr überschaubaren Anzahl Fans, deren Struktur man problemlos überschauen konnte. Und noch ist kein Ende dieser Entwicklung in Sicht. Natürlich dürstet die Region und selbst noch das weitere Umfeld nach höheren sportlichen Gefilden, doch die Schnelligkeit und Intensität des Wachstums geht weit über den reinen Durst nach hochklassigen Fußball hinaus.

Oft wurde die Jahre über die Frage aufgeworfen, ob sich damit auch Gefahren für die Entwicklung ergeben. Dabei geht es natürlich meist auch um negative Verhaltensweisen nach außen, die im Fußball leider allgegenwärtig sind. Und ganz können wir uns diesen Problemen auch momentan nicht entziehen. Auch einzelne RB Leipzig Fans fallen hin und wieder aus dem Rahmen. Aber man kann sicherlich durchaus noch davon sprechen, dass wir uns noch sehr gut halten. Wichtig wird auch zukünftig natürlich sein, nicht abzustumpfen wenn es gerade um Gewalt geht. Auch nicht wegzuschauen oder mit den Schultern zu zucken, auch wenn dies vielleicht einfacher erscheint.

Schwieriger als dieser Kampf ist es jedoch, Veränderungen nach innen zu sehen. Und die dortige Entwicklung sehe ich zugegeben momentan durchaus mit einiger Sorge. Die Einzigartigkeit von RB Leipzig besteht sicherlich bisher auch in der Vielfältigkeit seiner Fans. Schon seit Anbeginn stehen bei uns Menschen zusammen, die völlig unterschiedliche Wege zum Verein geführt haben. Menschen, die auch teils völlig unterschiedliche Arten hatten und haben, den Fußball zu leben. Und alle zusammen ergeben ein einzigartiges Bild, das nicht geprägt war von Regeln oder Anforderungen, sondern nur davon, sich gemeinsam zum Verein zu bekennen.

Gerade die organisierten Fans hatten sicherlich immer einen hohen Anspruch an sich selbst. Vielleicht hat auch dies dazu geführt das sich die Fanbase erst so entwickelt. Und doch wurde in letzter Zeit recht häufig aus der früheren Freude wenn etwas gewünschtes eintritt, die Forderung danach, das etwas eintreten muss. Dies ist durchaus gefährlich, denn dies ist die Argumentationsweise jener Fanumfelder, auch im deutschen Fußball, die Toleranz maximal nach außen predigen, um sich zu profilieren. Diese ganzen, völlig austauschbaren, standardisierten Fanumgebungen, mit mehr Regeln als das Bürgerliche Gesetzbuch, die sich nur noch in den Vereinsfarben und dem Logo auf der Brust unterscheiden, haben alle eine Grundlage: Den "Besserfan". Wenn man einmal die Büchse der Pandora öffnet und seine eigene Art den Fußball zu lieben als Anforderung für jeden anderen sieht, hat man im Grunde schon verloren. Und man wird auch niemals wieder zufrieden sein. Denn es ist ein Idealbild, dem man hinterherhechelt, das niemals erreicht werden wird. Nicht umsonst herrscht bei den Fans vieler Vereine eine fast permanente Depression. Egal wie es gerade läuft, irgendwie steht man immer kurz vor dem Weltuntergang.

Bevor dies jemand falsch versteht, diese Entwicklung ist keine von bestimmten Fangruppierungen. Viel mehr zieht sich dieser Anspruch mittlerweile durch alle Bereiche. Wenn wir zum Beispiel mittlerweile schon diskutieren, wie lang ein Fan denn gefälligst nach dem Spiel noch im Stadion rumzuhängen hat, sind wir schon sehr weit dabei, alles organisieren zu wollen.
Dabei könnte alles viel einfacher sein.

Man könnte sich zum Beispiel einfach über das freuen, was man hat und was passiert. Und den Fußball so leben, wie man es denn selbst für optimal hält. Ohne sich ständig zu fragen, wie es denn andere gerade so handhaben.

Klingt simpel, ist es im Grunde auch.


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