Es gibt Dinge im menschlichen Miteinander die sich rationell nur
schwer erklären lassen. So auch ein Phänomen, das immer dann auftaucht wenn
etwas eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit hat.
Sobald der Euro
von der Presse einen griffigen Namen der "Euro-Krise" bekam strömten
massenhaft Anti-Euro Verfechter in den Vordergrund und erst recht durchs
Internet. Gibt es einen Lebensmittelskandal scheint die halbe Welt plötzlich
zum Verfechter des Tierschutzes mutiert, obwohl die Verkaufszahlen vorher eher
darauf hindeuteten das viele davon ihre Lebensmittel nach einen einfachen Motto
kauften "ist billig, muss gut sein".
Nun wäre das Ganze
noch erklärbar wenn sich die selbsternannten Ritter des Rechts wenigstens wie
normale Kritiker in die Materie eingearbeitet hätten, so das rege Diskussionen
und Ideen entstehen könnten, die ein Thema nach vorn bringen, doch falsch
gedacht. Denn Anti ist "in" und bei Dingen die "in" sind
brauch es keine weitere Erklärung. Da reicht es vollkommen Dinge zu wiederholen
die man irgendwo mal gelesen hat, vorzugsweise als Schlagzeile in der Presse
oder noch besser, als Schlagzeile in irgendeinem Anti Forum. Erklärungen oder
Hintergrunde dagegen sind doch eher langweilig und können deshalb ignoriert
werden.
Und so bleibt auch
der Fußball nicht von diesen Eventfans der Gesellschaft verschont. Nehmen wir
das Relegationsspiel von RB Leipzig gegen Lotte. Man hätte logischerweise die
Saison über unzählige Möglichkeiten seine Kritik an der Kommerzialisierung des
Fußballs auszudrücken, könnte mobilisieren, kritisieren und aufmerksam machen.
Wenn man sich an die meisten Spiele erinnert, ist dort außer ein paar Rentnern
am Spielfeldrand die eh jeden Gegner mit Nettigkeiten versehen kaum etwas zu
spüren.
Auch im Internet
findet sich kaum mal jemand der sich äußert. Forenthreads die wie dafür gemacht
sind versauern, Tweets dazu haben Seltenheitswert und wenn irgendwo mal jemand
doch mal ein Plakat mit einer kleinen Anti-Kommerz Nachricht hochhält, hat das
solchen Seltenheitswert das die Aktion gleich in die Annalen eingeht und
jahrelang bei jedem steigenden Anti Event hervorgekramt wird.
Nun steigt wie
gesagt gerade solch ein Event. Die Presse schaut auf die Relegation zur 3. Liga
und auch wenn es nicht die Champions League ist so bietet es doch eine Bühne
für all die die auch mal gerne in der Zeitung stehen wollen.
So sprudeln
Facebook Gruppen aus dem Boden, Forenthread die mittlerweile schon fast im
Archiv waren werden erneuert und führen an Post Zahlen Fußballforen an und der
sportliche Gegner freut sich anhand selbst eher kleiner Fanbase über
Verstärkung.
Trotzdem sollte
man in Lotte noch nicht von vollen Stadien, großen Stimmungsmassen oder sonst
was träumen, denn da schlägt noch ein anderer Fakt von Anti Events zu buche.
Nicht jeder der im anonymen Internet die "ich nehme teil" Taste auf
Facebook findet, kommt auch wirklich zu der Veranstaltung. Denn so wie sich die
hübsche Amazone aus dem nächstbesten Onlinespiel nicht selten als der
bierbäuchige Udo entpuppt, so verbirgt sich unter Nicknamen wie
"AntiKommerzRambo" auch schon mal der 12 jährige, den seine Eltern
keine 400km nach Lotte fahren lassen, der vielleicht nicht mal fahren würde,
weil sonst seine coole Internet "Tarnung" auffliegt.
Anonymität ist bei
Anti-Eventlern eh ein großes Thema. Sich anonym irgendwo hinzustellen, Parolen
zu grölen, Bierbecher zu werfen und außerhalb des Stadions dann zu fünft das
nächstbeste Verkehrszeichen zu malträtieren während man die Polizeibeamten,
genügend Abstand natürlich vorausgesetzt, mit netten Umschreibungen zu
"würdigen" weiß, hat sicher noch den nötigen "Style"-Faktor
für einige. Vorher allerdings seinen Namen nennen zu müssen sorgt bei nicht
wenigen, wie man beim Kartenkauf für den Gästesektor sehen konnte, eher dafür dass
die Lust daran vergeht.
So darf man gespannt sein was diesmal aus dem großen Aufschrei zum Relegationsspiel wird. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß das die Anzahl derer die sich davon im Stadion einfindet wesentlich geringer ist als zu vermuten. Dafür werden wiederum in Onlinemedien und Chatkanälen zum Spiel wieder massenhaft Kommentare aufschlagen.
So darf man gespannt sein was diesmal aus dem großen Aufschrei zum Relegationsspiel wird. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß das die Anzahl derer die sich davon im Stadion einfindet wesentlich geringer ist als zu vermuten. Dafür werden wiederum in Onlinemedien und Chatkanälen zum Spiel wieder massenhaft Kommentare aufschlagen.
Vorm TV lässt sich
halt doch gemütlicher Anti sein.
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