Pokalfight par Excellence

Sonntag, 17. August 2014

Die zweite Pokalrunde ist erreicht und es war wie zu erwarten ein Krimi zweier Mannschaften, denen nur selten ein Ligenunterschied anzumerken war. Für jeden RB-Fan im Stadion sicher ein Highlight, nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Stimmung, gerade in den Minuten der Verlängerung.

Schon vor dem Spiel die erste Überraschung. Timo Röttger, alter Leipziger Haudegen, Ex Co-Kapitän und sicher einer der populärsten Spieler von Rasenballsport war im Stadion und ließ es sich nicht nehmen sich ausgiebig feiern zu lassen. So hallten "Timo Röttger" Sprechchöre minutenlang durch die Red Bull Arena und er bekam somit doch noch seinen Abschied, der vor dem Wechsel zu Viktoria Köln nicht mehr möglich gewesen war.

Das Spiel begann mit hohem Druck der Gastgeber. Paderborns Taktik schien etwas ungewöhnlich für einen Favoriten, war jedoch nicht unlogisch. Man zog sich bei Ballbesitz der Roten Bullen komplett in die eigene Hälfte zurück, verteidigte zur Not sehr tief und versuchte in der Hauptsache über Konter das Pressing intensive Spiel der Leipziger auszuhebeln. Das gelang auch nicht allzu schlecht, denn während Leipzig zwar mehr in den gegnerischen Strafraum gelangte, tat man sich jedoch spätestens dort schwer und im Gegenzug konterte sich Paderborn zwei Mal durchaus gefährlich vor das Tor von Rasenballsport.

Ersichtlich in der Anfangsphase sicherlich die Evolution unseres Spielsystems. Wir spielen immer noch extrem druckvoll nach vorn, mit sehr hochstehenden Verteidigern und durchaus weit vor dem Tor stehendem Torwart. Trotzdem herrscht eine viel höhere Absicherung, als noch in den Testspielen. Die Innenverteidiger versuchen nun sichtlich jede weitere Vorwärtsbewegung zu vermeiden, selbst bei großen Räumen. Und rücken die Außenverteidiger auf, fällt meist sofort jemand aus dem Mittelfeld zurück, es entsteht somit eine trotz des variablen Offensivspiels durchaus stabile Viererkette, die zusammen mit dem hochstehenden und mitspielenden Torwart wenig Raum für Gegner lässt, die es doch einmal schaffen einen der Gegenspieler auszuhebeln.

Das erste Tor fiel dann leider durch einen Fehler der Defensive. 27. Minute, ein langer Ball, den man im Mittelfeld nicht bekommt, landet weit in der Leipziger Hälfte beim Paderborner Koc, dieser steht völlig frei und zieht aus gut 30 Metern einfach mal ab. Bellot steht weit vor dem Tor, bekommt ihn nicht, 0:1. Was im ersten Augenblick nach einem klassischen Torwartfehler aussieht, kann Bellot im Nachhinein nur teilweise gutgeschrieben werden. Klar, wenn er sieht, dass die Abwehr ungeordnet in der eigenen Hälfte steht, muss er sich mehr selbst absichern und ein paar Schritte weiter zurück hätten diese Situation wohl entschärft. Andererseits kann es nicht sein das drei Leipziger geballt wenige Meter vor dem Torschützen stehen, dieser aber trotzdem solch einen Schuss durchbekommt. Da war die Abstimmung der Spieler nicht ideal.

Nun rannte man demnach einen Rückstand hinterher. Und es blieb das gewohnte Bild bis zur Pause. Rasenballsport drückte, Paderborn konterte teils gefährlich. Als man sich schon fast mit dem Rückstand zur Pause abgefunden hatte dann noch ein Freistoß in der 43. Minute. Jung schiesst, der Ball wird von der Mauer abgefälscht und landet unhaltbar im Tor, 1:1 Ausgleich.

Nach der Pause das gewohnte Bild. Paderborn blieb gefährlich, beim Gastgeber fehlten trotz Dauerdruck die entscheidenden Aktionen. Wie schon in den Ligaspielen stand auch dieses Mal eine Mannschaft fast ohne Neuzugänge auf den Platz. Nur Khedira konnte sich bisher in die Startelf spielen. Verletzungen und wie bei Rebic und Kalmar sicher auch noch die fehlende Vorbereitung lassen den Trainer auf die Stammspieler der Drittligasaison zurückgreifen. Und die machen ihre Sache richtig gut. Auch die Einwechselspieler sind durchaus in beachtlicher Form. Zorniger ließ sich trotzdem sehr viel Zeit für die ersten Wechsel. Erst in der 80. Minute kam mit Morys für Frahn der erste Bankspieler.

In der zweiten Hälfte auch ersichtlich, einige gravierende Fehler in der Abstimmung. Nicht selten tanken sich einzelne Spieler von uns durch, geben den Ball in die Mitte und da steht...niemand. Trotz der natürlich notwendigen Defensivarbeit jedes Einzelnen dürfte dies die größte Baustelle momentan sein, denn dadurch verpuffen nicht wenige für den Gegner gefährliche Situationen im Nichts. Ein Abnehmer für solche Bälle muss sich einfach zentral befinden, um jederzeit Flanken und präzise Pässe anzunehmen. Genug zweikampfstarke Spieler, die sich im Notfall auch gegen mehrere Verteidiger im Strafraum durchsetzen könnten, gibt unser Kader durchaus her.

Es ging mit 1:1 in die erste Verlängerung. Zorniger wechselte noch einmal und brachte Fandrich für Khedira. Natürlich war die Schlussphase der regulären Spielzeit sowie die Verlängerung geprägt von vielen am Boden liegenden Spielern. Die Kondition ließ nach und bei jedem zweiten Trikotzupfer oder kleinerer Berührung lag der jeweilige Spieler am Boden und stand nicht selten auch nicht so schnell wieder auf. In längeren Pausen saßen dann auch schon die ersten Spieler und versuchten gegen sich entstehende Krämpfe entgegenzuwirken. Aber das ist bei solch langen intensiven Spielen nicht unüblich.

Die zweite Nachspielzeit begann und Paderborn schien so langsam eher auf ein Elfmeterschießen zu freuen, denn es kam immer weniger nach vorn. Ich persönlich verfechte ja die These das zu Langes halten von Ergebnissen niemals gut geht und so war es auch dieses Mal. Kimmich mit guter Hereingabe in die Mitte, dort versuchen mehrere Spieler den Ball ins Tor oder eben davon weg zu bekommen und nach langen hin und her fast auf der Torlinie entscheidet es dann der erst in der ersten Nachspielzeit eingewechselte Fandrich.
Wahnsinn!

Der Trainer wollte nun nichts mehr anbrennen lassen. Für Kaiser kam Abwehrbollwerk Willers, das ganze Stadion stand und die letzten Minuten zogen sich wie der sprichwörtliche Kaugummi. Es blieb jedoch bei diesem Ergebnis.

Leipzig steht somit in der zweiten Runde des DFB Pokals, erst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte. Egal welcher Gegner nun kommt, man sollte sich wohl relativ bald nach Verkaufsstart eine Karte besorgen. Könnte voll werden.

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