Die Farben der Stadt sind...

Donnerstag, 9. Mai 2013

Das gestrige Derby ist vorbei und endete 0:0 unentschieden. Doch irgendwie hat man den Eindruck, dass das Ergebnis noch das unwichtigste am Spiel ist. RB Leipzig ist Meister, Lok wohl nur noch in der Theorie abstiegsgefährdet und eigentlich gab es für beide Fanlager, wenn man sich so umschaut, viel wichtigere Fragen.

So geisterten vorher und auch danach eher Themen herum, die eher andere Fragen aufwarfen. Wer bekommt die meisten Zuschauer ins Stadion? Wer hat die beste Choreo? Wer den lautesten Support? Welche Schals sieht man am meisten in der Innenstadt und überhaupt, welche Farben hat die Stadt denn nun?

Jetzt, nach dem Derby könnte man die dringlichsten wohl beantworten. RB hatte einen wesentlichen Überhang an Zuschauern, Lok wohl von den Fanblöcken gesehen den lauteren Support, Choreos sind Geschmackssache und somit werden beide sich feiern.

Kommen wir zur scheinbar entscheidenden Frage, den "Farben der Stadt". Nun das konnte man natürlich jetzt ganz trocken und statistisch beantworten. Es waren sehr viel mehr Rot-Weiße auch nach dem Spiel zu sehen als im Hinspiel, in der Innenstadt selbst überwiegte weiterhin Blau/Gelb. Wie lang das so bleibt, wird man sehen, jede höhere Liga bringt mehr Zuschauer, das ist auch nicht wirklich überraschend, eher Standard im Fußball, somit liegt es natürlich nahe das es nur eine Frage der Zeit ist.

Etwas anderes geht wie ich finde allerdings zu Unrecht unter. Das gestrige Spiel war sportlich sicherlich nicht gerade eine Erleuchtung, von beiden Mannschaften nicht, aber es war schon zum zweiten Mal eine Kulisse, die sowohl zahlenmäßig als auch von der Stimmung nicht wenige Drittligisten in den Schatten stellen würde, sogar ein paar Zweitligisten.

Und das ohne das nach dem Spiel der 3. Weltkrieg ausgebrochen wäre. Nun könnte der ein oder andere dies allein auf die höhere Polizeipräsenz schieben, aber ganz so einfach ist das nicht. Wenn man im Hinspiel die negativen Szenen ausblendet, gab es nach dem Spiel doch dort wo Fans beider Vereine aufeinandertrafen eine ziemlich unbehagliche Stimmung. Es schien als wüsste die Mehrheit beider Lager nicht, was man nun mit dem anderen anfangen sollte. Gestern dagegen war das Bild doch schon ein anderes. Man sah Fans entspannt nebeneinander herlaufen, es herrschte gute Stimmung und ich erblickte verwundert sogar "gegnerische" Fans, die sich Glück wünschten.

Ist das jetzt der Anfang vom Schreckgespenst des "Kuschelkurses"? Nein, dazu vielleicht eine kleine Anekdote. Vor einiger Zeit machte ich mir mal den Spaß in einem Internetforum, wo sich viele Engländer über ihre Nationalmannschaft austauschen, einen Post zu verfassen die den deutschen Fußball lobpreiste. Die Reaktionen waren wie erhofft heftiger Natur und die Wortwahl der meisten dort wohl weder in Englisch noch in irgendeiner Übersetzung jugendfrei. Zusammenfassend kann man sagen wurde dort vom "wahren" Fussball wurde dort geredet, von Gut und Böse, von ewiger Feindschaft. Und es wurde jedes nur erdenkliche negative Erlebnis der letzten Jahrzehnte hervorgekramt.

Trotzdem sieht man, wenn diese Teams aufeinandertreffen, genug Fans, die sich die Spiele gemeinsam in Bars ansehen, die sich frei in Städten bewegen ohne persönliche Bodyguards in Uniform. Genauso wie es auch bei vielen großen Spielen anderer Mannschaften war. Fans die sich durchaus auch mal ihre Schlachtgesänge duellartig entgegenschleudern aber beiderseits gutgelaunt das Spiel feiern.

Der gestrige Tag könnte ein Anfang sein so etwas auch in Leipzig möglich ist, ein zartes Pflänzchen quasi. Wenn man diesen Weg weiter beschreitet ohne auf die negativen Seiten, die den Leipziger Fußball durchaus länger begleiten, als es RB Leipzig schon gibt, zurückzufallen wäre das etwas Beeindruckendes. Es wäre ein Schlachtruf, hinausgetragen in ganz Fußballdeutschland, evtl. sogar die ganze Fußballwelt.

Sinngemäß würde er auf neudeutsch lauten: "Der Leipziger Fußball ist back in the house!" Es wäre ein Zeichen das sicher allen zugute kommt, denn es würde auch ein Zeichen setzen das es sich lohnt einen Blick einen Blick auf Leipzig zu werfen, nicht nur auf einen Verein. Den Blick potenzieller Zuschauer und Fans, den Blick von Sponsoren und sicher auch den Blick der Medien. Denn der Fußball aus der schönsten Stadt der Welt hätte das Potenzial wieder in einem Satz mit den grössten Fußballhochburgen der Welt genannt zu werden.

Und dann relativiert sich die eigentliche Frage nach den "Farben der Stadt" auch. Denn dann ist Leipzig einfach "bunt".

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