Kommentar: Protestwellen

Montag, 22. August 2016


Der Einstieg von RB Leipzig in den Frauenfußball scheint immer kuriosere Blüten zu treiben. Nach einigen Protesten kam es nun zur Spielabsage des Konkurrenten aus Bischofswerda kurz vor Anpfiff des Spieles.

Viele fühlen sich vielleicht an den Proteststurm bei Vereinsgründung erinnert, doch greift dies viel zu kurz. Damals ging es nicht nur um die Übernahme der vielen Teilmannschaften. Viel mehr drehten sich die Diskussionen um Logo und Namen des Vereins. Dinge, die allein im Ermessensspielraum des Verbandes zu liegen schienen.


Nun jedoch ist der Protest in seiner Art kaum noch logisch zu begründen. Doch fassen wir erst einmal zusammen, was passiert ist. RB Leipzig stieg die letzten Jahre zuerst in den Mädchenfußball ein, um sich langsam an den Frauenfußball heranzutasten und natürlich auch eine Basis legen zu können. Natürlich wollte man auch im Frauenbereich die gleichen Anforderungen an Spielweise, Training und Erfolgskonzept legen, wie im Männerbereich.


Nun ist jedoch der Zeitpunkt erreicht, wo die ersten Spielerinnen zu alt für ihre Jugendmannschaften werden und den Sprung in den Frauenbereich machen müssen. Das es sich dabei vorerst um wenige Spielerinnen handelt, war dabei kein Geheimnis. Schon im Februar diesen Jahres, bei einem Treffen mit dem Verein zum Thema Social Media warf ein Teilnehmer die Frage auf und schon da wurde explizit gesagt, dass man eine Spielgemeinschaft favorisiert, weil es eben erst einmal nur wenige Spielerinnen betrifft. Es hätte wohl jeder diese Information bekommen, wenn er einen Vereinsverantwortlichen in den ganzen vergangenen Monaten gefragt hätte.


Nun wurde diese Spielgemeinschaft auch mit dem Leipziger FC 07 geplant und wäre in der Landesklasse aufgelaufen. Es wäre eine Mannschaft geworden, die zu den Jugendspielerinnen natürlich auch mit starken Transfers bestückt worden wäre. Schließlich will man auch im Frauen Bereich in höhere Regionen klettern. Sicherlich wäre die Mannschaft durch die niedrige Liga gefegt, mit vielen hohen Siegen.


Nun kam es jedoch dazu, dass beim Verband wohl die Überlegung entstand, dass dies eine Liga höher sinniger wäre. Die Gegner wären stärker und wenn man sowieso problemlos klettert, tut dies keinem weh. Es wurde auf dem Staffeltagung eine Aufstockung der Liga um 2 Mannschaften zur Abstimmung gebracht und knapp angenommen. Und die Sache schien besiegelt.


Nun muss man sagen, das die Landesliga die letzte Liga ist, in der Spielgemeinschaften erlaubt wären. Somit nahm man dies zum Anlass, die später wohl sowieso logische Umformung als reines RB Leipzig Team direkt vorzuziehen. Dies ändert für keinen der Gegner etwas, da die Mannschaft selbst die gleiche ist, die wohl auch als Spielgemeinschaft in der Landesliga angetreten wäre.


Das war es dann auch schon mit dem, was passiert ist. Wo sind nun die Aufreger? Zum einen versteht man bei einigen Gegnern wohl nicht das Prinzip eines Übergangs von einer Mannschaft von einem Verein zum anderen nicht. Dies ist aber eher ein kleineres Problem, das man auch schon im Männerbereich hatte. Das Übergänge zwischen Mannschaften weit öfter passieren, als man denken könnte, war auch dort einigen nur schwer vermittelbar. Ohne solch eine Option gäbe es nie Fusionen und Auslagerungen. Und bei Gründung ihrer Kapitalgesellschaften, hätten die Vereine der Bundesliga wieder in der kleinsten Spielklasse anfangen müssen. Denn auch dabei gehen die Profimannschaften im Normalfall vom e.V auf die Kapitalgesellschaft über.


Den meisten Ärger gibt es hier aber wohl um die Mannschaftszusammensetzung. Scheinbar dachte man sich bei einigen Gegnern, das eine Förderung von Jugendspielerinnen bedeutet, die halbe Mannschaft würde aus jungen Talenten bestehen. Warum man auf einen Schlag so viele in den Frauenbereich abschieben sollte und welchen Sinn dies für die Entwicklung der Mädchen haben sollte, das bleibt wohl ein Geheimnis der protestierenden Vereine.


Es wird suggeriert, man hätte verschleiert, das sich nur ein paar Spielerinnen schon dieses Jahr im Kader befinden würden. Wie das damit zusammenpasst, das die Fans diese Info schon im Februar hatten und der Verein diese Info wohl auch jedem anderen auf Anfrage gegeben hätte, ist ebenfalls ein Mysterium.


Leider drängt sich bei der Aufregung ein anderer Eindruck auf. Beinahe in jedem "offenen Brief" wurde explizit darauf hingewiesen, das eine Menge Spielerinnen vom höher spielenden FFV stammen. Man könnte meinen, man regt sich eher darüber auf nun einen starken Gegner vorzufinden, der sich wohl schnell nach oben verabschieden wird. Ob man dies nun nicht einmal ein Jahr akzeptieren könnte? Wahrscheinlich. Könnte man dies nicht auch als Chance sehen, sich mit stärkeren Spielerinnen zu messen? Selbstverständlich.


Und doch weiß man, wie das läuft. Ist die Profilierungswelle einmal im Gang, geht es gar nicht mehr so wirklich um die eigentliche Sache. Es geht um Aufmerksamkeit und nicht zuletzt darum, recht zu bekommen. Und nimmt eine solche Welle einmal Fahrt auf, wird es auch dauern, bis sie sich vollständig gelegt hat.

Die Saison 2016/2017 und Ich

Samstag, 20. August 2016


Eine neue Saison beginnt und für mich schweben wesentlich mehr Fragezeichen um das Geschehen des Vereins herum als üblich. Und dabei sind wir nun nicht gerade der Verein, der für wenig Diskussionsmaterial bekannt ist.

Viel wird sich mit der 1. Bundesliga ändern, allein schon weil sich die Zielsetzung in Zukunft natürlich nicht mehr darum dreht, durch irgendeine Liga zu rauschen. Auch mit der gigantischen medialen Aufmerksamkeit der 1. Bundesliga werden sich viele Dinge verändern.

Zeit deshalb, für den Blogpost zum Saisonstart.

Nach dem Pokal ist vor der Liga

Ich habe nicht viel Hehl daraus gemacht, dass mir der ganze Hype um das Dresden Spiel "too much" war, wie man es heutzutage sagt. Aus einem Pokalspiel zweier Vereine mit völlig unterschiedlicher sportlicher Zielsetzung, wurde eine Art "Happening", bei der es sich von Tag zu Tag mehr um das Schicksal des Fußballs zu drehen schon. Klassenkampf erster Güte, gepaart mit Versuchen eine Art Finale um eine imaginäre Nr. 1 zu schaffen, sei es nun in Sachsen oder gar gleich im Fußball Osten. Es fehlte am Ende als Krönung des Hypes wohl nur noch eine stadioneigene Pokemon Go Arena und die Heiligsprechung des Siegers durch den Papst zum Schutzheiligen des Ostfußballs.

Das nun der Verein, der noch vor wenigen Jahren blamabel aus der 2. Bundesliga abstieg und eben jener, der sich gerade erst eine Art Suche nach dem Einäugigen unter den Blinden mit Nürnberg leistete, nun die Spitze der Evolution im Ostfußball darstellen sollten, ist allerdings ziemliche Realsatire. Wie ich auch in meinem Buch schrieb, bin ich sicherlich der Meinung,  dass es durchaus auch andere Fußballfans aus dem Osten Deutschlands mit Genugtuung erfüllen wird, wenn wir irgendwann einmal das quasi Erfolgsmonopol der Vereine aus den alten Bundesländern aufbrechen. Aber auch dafür muss man keine Rangliste bauen mit irgendeiner Nummer 1.

Das wir das Pokalspiel am Ende verloren, passt dann auch noch irgendwo ins Bild. Unter sportlichen Gesichtspunkten ist es schlichtweg nur eine Pokalüberraschung, bei dem ein Favorit gestrauchelt ist. Nach der ganzen Aufregung vorher, wird man diese Niederlage wohl jedoch ebenso zelebrieren und damit wohl einiges an Aufregung vor dem Saisonstart erleben.

Idealismus gegen Realität

Viele Diskussionen drehen sich momentan darum, dass die Saison ein Test für die Stärke von RB Leipzig wird. Ist man nun der Bayern Jäger oder endet man wie Hoffenheim irgendwo beim Dauerringen um den Klassenerhalt?

Viel mehr scheint es mir jedoch ein Test zu sein, wie stark die 1. Bundesliga denn nun ist. Seit gefühlten Ewigkeiten beweihräuchert man sich in der Liga, um die eigene Stärke. Jeder internationale Sieg und sei es nur einer von Bayern München wird als Beleg dafür genommen das man eine der stärksten Ligen überhaupt ist.

Nun kommt RB Leipzig und scheint für einen Aufsteiger ein sehr unübliches Bild abzugeben. Klar, man hat Möglichkeiten, Spieler zu verpflichten, die wohl kaum zu Darmstadt oder Ingolstadt nach dem Aufstieg gegangen wären. Und doch scheint man sich selbst ordentlich einzubremsen.
So verpflichtet man weiter nur junge Spieler, will nur Spieler, die sich auch wirtschaftlich lohnen und hat sich sogar Gehaltsobergrenzen gesetzt. Und das sind nur drei der offensichtlicheren Dinge.

Doch nehmen wir mal einmal an, unsere Liga Gegner würden alles dem sportlichen Erfolg unterwerfen, machen die dies nun alle falsch? Und wenn Sie es nicht falsch machen, heißt es dann wir können uns diesen Idealismus leisten und trotz der dann eingebüßten Möglichkeiten quasi im nebenbei sportlich erfolgreich sein?

Wenn es klappt, wäre das sicher toll, würde aber auch zeigen, das die Liga weit davon entfernt ist, so stark zu sein, wie Sie selbst glaubt. Ist sie das dagegen wirklich, dürfte uns in Leipzig eine harte Saison blühen, nachdem wohl nach langer Zeit wieder einiges an Konzepten wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Der Kader und die Saison

Vielleicht auch resultierend aus der Jugendstrategie wurde schon früh in der Sommerpause klar, das man keinen großen Umbruch anstrebte. Vielleicht auch mit dem Hintergedanken, dass der Marktwert der Spieler mit einer Saison 1. Bundesliga natürlich stark ansteigen würde.

Sinngemäß wurde klargestellt, der Rumpfkader sei stark genug für die 1. Bundesliga. Das die Kritik am Kader nach Ende der Vorbereitung für Leipziger Verhältnisse nun extrem ausfiel, ist da schon eine Gegensätzlichkeit, die Aufhorchen lässt. Und auch eine, die durchaus eine Zwickmühle bedeuten könnte. Natürlich kann man in den 2 Wochen, in denen das Transferfenster noch offen ist, weitere Spieler verpflichten. Spieler, die dann ohne Vorbereitung funktionieren müssen. Doch was macht man dann eigentlich mit den bestehenden Spielern? Findet man für eben so viele noch eine schnelle Lösung?

Die Zeiten, in denen man Spieler in durchaus hoher Anzahl einfach mal in die Regionalliga abschiebt und die das leise hinnehmen, dürfte sich wohl bald dem Ende nähern. Solche Aktionen werden Unmut erzeugen. Ein wenig Konkurrenzdruck stärkt sicherlich den Teamgeist, zu hoher Konkurrenzdruck und Perspektivlosigkeit bewirkt eher das Gegenteil. Mal abgesehen davon, das eine Art "Trainingsgruppe 2" sicherlich auch nicht Image fördernd wäre, auch nicht für zukünftige Transfers.

Einfach Spieler sammeln wie Briefmarken, wenn man merkt "hoppla, das reicht nicht" funktioniert nicht, das durfte auch schon unsere Konkurrenz feststellen. Wolfsburg und Hoffenheim fallen mir dabei sofort ein.

Es wird interessant zu sehen wie man die aktuelle Situation löst. Natürlich darf man nicht vergessen, dass Klostermann und Selke noch zum Kader stoßen, doch trotzdem erscheint das Polster an Spielern, die momentan auf dem gewünschten Niveau sind, eher ausbaufähig. Erst recht, wenn man sich einmal ausmalt, was passiert wenn Schlüsselspieler verletzt oder gesperrt ausfallen sollten.

Der Blog

Ja, auch an meinem Blog geht die Zeit nur spurlos vorüber. Als ich damals anfing dieses zu schreiben, war der Content zum Verein arg begrenzt. Da gab es den Rotebrauseblogger und natürlich das Team von RB-Fans.de, aber gerade in den Medien herrschte noch eher Stille oder es dominierte Content zum Thema: "RB Leipzig = Ende vom Fußball". Die LVZ schrieb natürlich schon über den Verein, aber noch weit von den jetzigen Inhalten entfernt. Den Rest konnte man wohl als beschränkt auf das Notwendigste kategorisieren.

Nun ist das sicher anders. Das hat mich schon in der letzten Saison dazu bewogen, keine Ablauf beschreibenden Spielberichte mehr zu machen, sondern eher ein Fazit zu geben. Die 999. Quelle, die schreibt, das Spieler x in Minute y den Ball mit dem Kopf ins rechte Eck köpfte, würde ich selbst nicht lesen wollen, somit erspare ich das auch anderen Lesern. 

Mit dem Beginn der 1. Bundesliga Saison werde ich dieses Jahr wohl etwas mehr probieren und variieren. Zum ersten Opfer werden die Vorberichte werden. Das mag nicht in Stein gemeißelt sein, aber umso mehr ich in der letzten Saison davon las und schrieb umso mehr stellte sich dort für mich eine Art Kristallkugel schauen ein, das mir wenig sinnig erscheint. Und da ich wohl meinen Lebtag keine Saisonakkreditierung mehr vom Verein bekommen werde, fallen auch eigene Themen für die Pressekonferenz aus. Und selbst wenn, gäbe es da ja mittlerweile einen Livestream vom Verein. (Schöne Entwicklung im übrigen)

Geplant ist somit diese Saison mit ein paar grundlegenden Dingen zu starten und dann zu schauen, was für mich funktioniert und auch seinen Reiz hat. So wird es nach Spielen weiterhin ein Fazit geben, wahrscheinlich allerdings mit eingeschränkten Statistikbereich. Dazu ein monatliches "State of RasenBallsport" (Nein, der Name ist natürlich noch nicht fix) mit allem, was anliegt.

Zusammenfassend mehr Meinung, mehr Kritik da wo es nötig ist, mehr Lob wenn angebracht.