"Keine älteren Spieler"

Sonntag, 19. Januar 2014

Kaum ein Interviewpartner im Fußballumfeld ist in letzterer Zeit so beliebt wie Ralf Rangnick, Sportdirektor bei Red Bull Salzburg und Rasenballsport Leipzig. Kaum eine Woche vergeht, wo nicht irgendwelche Aussagen durch die Presselandschaft ziehen.

Und dabei mag es Rangnick wohl, gezielt leichte Übertreibungen zu setzen. Legendär so seine damalige Aussage, das es in 250km um Leipzig (außer vielleicht in Dresden) keinen Bundesligaverein gibt. Auch die des öfteren getroffenen Vergleiche mit Barcelona oder Bayern München, sowie die eher geringe Wertschätzung der gerade im deutschen Fußball als heiligen Gral verehrten Fußballtradition sorgen immer wieder für recht interessante oder manchmal auch amüsante Aufschreie.

Und so gab es auch die letzten Tage wieder etwas, womit Rangnick für Aufmerksamkeit sorgte. Dieses Mal in einem SID Interview zum Thema Jugend.  "So lange ich bei Red Bull Verantwortung habe, kann ich versichern, dass wir keine älteren Spieler holen werden", "Damit meine ich 28-, 29-, 30-Jährige."

Rangnick will demnach auf junge Spieler setzen. Einige Pressevertreter sahen dies wohl als Zeichen für ein ausgefallenes, junges, dynamisches Fußballkonzept. Aber ist es das wirklich?

Dazu muss man erst einmal wissen, das Salzburg seit jeher einen Standortnachteil hat und Spieler auf dem Höhepunkt ihrer Karriere schwer bis gar nicht dazu zu bewegen sind, nach Österreich zu wechseln. Dafür kann es für junge Spieler sicher ein sehr guter Punkt sein, über Salzburg, wo die Möglichkeit auch für internationale Einsätze hoch ist, ihren Marktwert zu steigern. Das Jugendkonzept dürfte dort demnach nicht allein dem Spielsystem anzulasten sein. Ob man in Salzburg einen 28 jährigen Ronaldo ablehnen würde, wenn dieser anklopft, wage ich persönlich zumindest stark zu bezweifeln.

Auch für Leipzig ist die gemachte Aussage nicht so außergewöhnlich, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Die 3. Liga, in der sich Leipzig momentan befindet, eignet sich ideal zum Einstieg von jungen Talenten. Einen Kimmich oder selbst Martinez direkt in der 1. Bundesliga einzusetzen wäre sehr problematisch, da die Qualitätssprünge von den Jugendmannschaften schlichtweg gigantisch sind. Die 3. Liga dagegen dürfte wohl ideal zum Sprung für Jugendtalente sein. 

Weiterhin ist es aber auch so, das an den Punkt wo Leipzig hin möchte, nämlich die Teilnahme am internationalen Fußball in der 1. Bundesliga, auch generell eine Fokussierung auf junges und mittleres Fußballalter herrscht. Nimmt man als Beispiel einmal die momentan besten 4 Teams der 1. Bundesliga, so sind von 42 Zugängen gerade einmal 5 mindestens 28 Jahre alt. Dies liegt eigentlich schon in der Natur der Sache, denn die Kader altern von allein und Ziel jedes Vereins, gerade auf Top Ebene kann nur eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern sein.

Wie dies zukünftig sein wird, wird man gerade in Leipzig sehen. Aber die Wahrscheinlichkeit das das Durchschnittsalter oder auch die getätigten Transfers sich mittel- oder langfristig wirklich von anderen Vereinen abheben werden, dürfte sehr gering sein.


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