Kommentar: Übernächster logischer Schritt

Sonntag, 17. Mai 2015


Als Ralf Rangnick 2012 den Sportdirektor Posten übernahm fand einer der wichtigsten Umbrüche in der Geschichte des Vereins statt. Die Jugend trat in den Vordergrund und eine Spielphilosophie zog in den Verein ein, die sämtliche Erfolge der letzten Jahre bestimmen sollte. Damit war auch Schluss mit Experimenten ala Wallner. Einfach irgendwelche Spieler, der ihren Zenit schon hinter sich hatten, zu verpflichten und damit erfolgreich zu sein, das klappte nicht einmal in Liga 4.

Und trotzdem stehen wir jetzt wieder an einem Punkt, wo man schon das Gefühl hat, das es sich nicht einfach um eine weitere Saison 2. Bundesliga handelt. Das sich wiederum etwas Grundlegendes ändern muss, um die nächsten Ziele zu erreichen.

Meiner Meinung nach liegt ein Grundproblem in einer Phrase, die man gern einmal bei Neuverpflichtungen hervorholt, den "nächsten logischen" Schritt. Talente entdecken und damit erfolgreich sein, dies klappte schließlich auch zu großen Teilen in Salzburg. Zumindest in der Liga. Doch wie nach dieser Saison nun auch der letzte wissen müsste, die österreichische Bundesliga ist schwach, zumindest wenn man alle Mannschaften zusammennimmt. Und das nicht nur gegenüber der deutschen 1. Bundesliga, sondern auch gegenüber der Zweiten.

Vielleicht ist es nicht einmal ein generelles Problem mit diesem Anspruch, nur mit dem Zeitpunkt. Denn so lang man Schritte gehen möchte, die große Leistungssteigerungen benötigen, so lang muss die jeweilige Leistung auf dem Punkt sein und das nicht nur körperlich, sondern auch mental. Sieht man unsere Auswärtsbilanz und die Spiele gegen Pauli oder Sandhausen ist klar, das die Leistungen sicherlich nicht an der individuellen Qualität der Spieler zu messen sind.

Nein, ich möchte keinen Spieler unterstellen, dass er sich nicht das beste vorgenommen hat, doch Fußball ist nun einmal ein Spiel, das auch viel vom Unterbewusstsein getragen wird. Und für jeden Spieler von St. Pauli ging es in den Spiel auch persönlich um alles. Ein Abstieg in die dritte Liga würde wohl für einige das letzte Mal sein, das sie jemals in ihrer Karriere höherklassig gespielt hätten. Man stürzt schnell ab und kommt nur sehr schwer von unten wieder hoch, mit zunehmenden Alter sowieso.

Und natürlich wäre ein Aufstieg auch für RB Leipzig klasse, aber seien wir auch ehrlich, wie vielen unserer Spieler würde denn eine weitere Saison 2. Bundesliga wirklich schaden? Einige sind wohl Realist genug, zu wissen, das diese Spielklasse das Maximum für Sie ist, andere sind jung genug um ein weiteres Jahr locker wegstecken zu können. Der logische Schritt der meisten war sicher zum Verein, ein weiterer wäre ein Bonus.

Nein, so lang die Ambitionen des Vereins so groß sind, braucht man auch Spieler deren Ambitionen genauso groß sind. Ich bin der festen Überzeugung, das wir bei unseren Aufstieg aus der Regionalliga nur deswegen erfolgreich waren, weil alle bis zur letzten Sekunde gekämpft haben, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Auch wenn es dazu ein Eigentor brauchte, ein weiteres Jahr Regionalliga wäre für viele Spieler eine wahre Katastrophe gewesen.

Hoffnung gibt sicherlich die Verpflichtung von Davie Selke. Auch wenn viel kritisiert, die Ziele von Selke und RB Leipzig decken sich für die kommende Saison wohl bis aufs kleinste. Ein Scheitern am Aufstieg würde den Wechsel für ihn wohl zum Desaster machen. Muss man nun nur Spieler aus höheren Gefilden verpflichten? Nein, aber zum aktuellen Zeitpunkt braucht man Spieler mit der Qualität oder direkt auf den Sprung in diejenige Spielklasse (oder vergleichbarer), die man selbst erreichen will.

1 Kommentar :

  1. Deckt sich im Übrigen mit Ingolstadt. Leckie, Lex, Morales und Co., viele waren noch nicht da als ich 2011 das erste Mal in den Audi Sportpark gegangen bin, weil die Uni Freitickets hatte.
    Die Mannschaft, die damals im Liga Mittelfeld dümpelte und Benno Möhlmann, Oral etc. auf dem Platz trainieren sah, war eine ganz andere als heute.

    Verwunderlich nur, dass sich Linke so lange halten konnte um dann doch noch ein Team zustande zu bekommen, das größere Ambitionen hat als der Verein. Jeder der Leistungsträger in Ingobingo weiß, dass er nicht auf ewig dort bleiben will und im Gegensatz zum FCI dann möglichst weiter oben hängen bleiben will. Bei uns ist das nochmal was anderes, weil der Aufstieg nur der nächste Schritt nach Europa oder was weiß ich wohin sein soll.

    Demnach kann man nur unterstreichen, dass du für unsere Ambitionen Spieler mit ähnlichen oder höheren forderst. We'll see.


    LG aus Hamburg

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