Aufstellung
Coltorti
Klostermann, Orban, Compper, Halstenberg
Ilsanker, Demme,
Sabitzer, Forsberg
Poulsen, Selke.
Kaiser nach 5. Gelber Karte gesperrt, ansonsten gab es keinen Grund, etwas an der Stammformation zu ändern. Ralf Rangnick entschloss sich zur Kompensation von Kaisers Platz nicht für einen positionsgetreuen Ersatz, sondern für die Doppelspitze mit Poulsen und Selke. Im Nachhinein sicher keine schlechte Entscheidung des Trainers.
Spielverlauf
Der Aufstiegsaspirant gegen den Tabellenletzten. Dies sah man durchaus schon in den ersten Minuten. Leipzig kombinierte sich sofort in den Duisburger Strafraum und schien auch wenig Mühe zu haben, dort den Ball zu behaupten. In den ersten fünf Minuten wurde der Duisburger Schlussmann gleich mehrere Male getestet. Selke, Forsberg und Sabitzer versuchten sich an der Führung, doch die Torschüsse kamen zu ungefährlich.
Sicherlich fragten sich einige, ob es sich nicht rächen sollte, solch gute Möglichkeiten nicht zu nutzen, aber es sollten nicht die Einzigen bleiben. 14. Minute. Sabitzer schickt Selke, der sich im 1 gegen 1 auch vom Torwart nicht mehr bremsen lässt. Doch der Jubel geht in der gehobenen Abseitsfahne unter. Eine Fehlentscheidung, wie die TV-Bilder später zeigen sollten.
Verkehrte Welt ein paar Minuten später. 17. Minute, eine Ecke landet bei Wolze und der hält einfach drauf. 1:0 Duisburg. Es ist schon erstaunlich, wie viel "einfache" Tore in dieser Halbserie gegen Leipzig fallen. Kaum einmal Gegentore, die kompliziert herausgespielt wurden. Könnte daran liegen, das gerade die Zuteilung bei Standards sehr gewöhnungsbedürftig ist. Die halbe Mannschaft deckt den Raum direkt am kurzen Pfosten, aber kein einziger ist in Bereitschaft, um Schüsse aus der zweiten Reihe zu verhindern.
Der Rückstand änderte nichts am Spielverlauf, ganz im Gegenteil. Nun stand Duisburg vollends im eigenen Strafraum, was weiterhin jedoch auch nichts daran änderte, das Leipzig wahre Kurzpassorgien zwischen ihren Füßen durchspielte. Die nächste Schlüsselszene in der 28. Minute. Forsberg schön auf Halstenberg und der spielt direkt in die Mitte, wo Poulsen lauert. Und nach endlos langer torloser Zeit belohnt dieser sich mal wieder mit einem eigenen Tor. Dabei profitiert er vielleicht sogar in der Situation von der torlosen Zeit, denn gleich drei Verteidiger der Duisburger scheinen nur Augen für Selke zu haben und ignorierten Poulsen dabei völlig.
Mit 1:1 ging es dann auch in die Pause und wer dachte, die zweite Hälfte wäre weniger nervenaufreibend, irrte sich. Die Mannschaft von Rasenballsport versuchte weiterhin den Ball sprichwörtlich ins Tor zu tragen. Das mag man oft sagen, aber wenn drei Angreifer direkt vor dem Tor Kurzpässe spielen und sich niemand traut zu schießen, bis irgendein Duisburger dann doch den Ball bekommt, ist das schon sehr ärgerlich.
Rangnick brachte Bruno für Demme und Nukan für Compper. Beides sicher etwas offensivere Optionen. In der 75. kam dann noch Quaschner für den glücklosen Selke. Dann die 79. Minute. Wie schon ein paar Mal in den letzten Spielen erwähnt, wollte Ralf Rangnick zu recht nicht mehr, das die Spieler Bälle per Grätsche klären, da sich der Verteidiger damit selbst aus dem Spiel nimmt. Zu diesem Zeitpunkt rollte ein schneller Konter durch die Mitte. Duisburgs Scheidhauer mit dem Ball und was macht sein Gegenspieler aus Leipzig? Richtig, er versucht die Ballabwehr per Grätsche. Der Ball geht nach außen, kommt zurück zu eben jenen Scheidhauer, der natürlich nun ohne Gegenspieler völlig frei vor Coltorti den Ball versenken kann, 1:2. Dazu dürfte Ralf Rangnick in der Nachbesprechung wohl etwas zu sagen haben.
Rückstand, schlechte Chancenverwertung, Stimmung bedröppelt, zumindest in Leipzig. doch irgendwie kam jetzt bei den Roten Bullen wohl der Frust durch, denn die Angriffe wurden von einen Schlag auf den anderen aggressiver und damit auch effektiver. 85. Minute, Ecke, kurz gespielt und dann per Flanke vor das Tor befördert, wo Quaschner ihn per KOPF ins Tor befördert. Ja, wir können tatsächlich auch Kopfbälle. Und da ging noch mehr. Wieder eine Ecke, zwei Minuten später, landet bei Nukan und der Ball geht in hohen Bogen ins Tor. Ein Ball, den man nie im Leben gezielt in so eine Flugbahn bekommt, aber manchmal reicht eben auch ein Funken Glück. Und wenn man einmal spielt wie im Rausch, gehen sogar Konter. Schnell gespielt, Bruno läuft bis zur Mittellinie, spielt in die Mitte auf Poulsen und dieser schießt das 4:2.
Damit endete ein absolut verrücktes Spiel.
RB Leipzig | MSV Duisburg | |
---|---|---|
Tore | 4 | 2 |
Torschüsse | 21 | 5 |
Ballbesitz | 62% | 38% |
Angek. Pässe | 76% | 54% |
Gew. Zweikämpfe | 55% | 45% |
Laufleistung (km) | 117,1 | 114,1 |
Sprints | 206 | 195 |
Fouls | 10 | 8 |
Bester Spieler
In den ersten 80 Minuten könnte man bei fast jedem Spieler Ansätze für Kritik finden, in den berauschenden Schlussminuten trumpften mehr auf, als nur die eigentlichen Torschützen. Sabitzer in diesem Spiel wieder stark, Compper gefielt mir als defensiver Part sehr gut, auch Nukan als offensivere Option wusste sicherlich zu überzeugen.
Forsberg mit sehr schwieriger Situation. Stellt sich die Frage, ob dies vom Trainer gewollt ist oder aus der Spielsituation entsteht, aber er ist sehr stark im hinteren Bereich des Spielaufbau gebunden und hat damit natürlich automatisch weniger Möglichkeiten selbst sein Torekonto zu erhöhen.
Der Punkt des besten Spielers geht für mich jedoch an Poulsen. Seine besiegte Torflaute, trotzdem auch oft Uneigennützigkeit, um besser platzierte Spieler in Szene zu setzen. Etwas was man früher nicht selten bemängelt hatte. Und natürlich der "Biss" den er langsam zurückzugewinnen scheint. Und das obwohl es ihm sein Gegenspieler von Duisburger Seite nicht einfach machte. Dieser zog und klammerte an dem Stürmer, als würde er sich gerade fürs Amateur Wrestling bewerben. Ich dächte jedoch, Poulsen hätte ihn gestern zur Not auch huckepack bis zum Tor mitgeschleppt, um endlich wieder punkten zu können.
Das Erlebnis der Schlussminuten ist sicher eines der intensivsten, die viele seit langer Zeit beim Verein erlebt haben, das man eine drohende Niederlage nach solch einem Spiel so furios umbiegt, war kaum zu erwarten und setzte damit natürlich umso furiosere Emotionen frei.
Trotzdem muss man natürlich auch sagen, das Duisburg es der Leipziger Offensive sehr leicht machte. Es gab kaum einmal Probleme, sich bis in den gefährlichen Bereich vor das Tor zu kombinieren und trotzdem schaffte man es über 80 Minuten nicht, diesen Vorteil in Tore zu verwandeln.
Zuerst einmal stellt sich natürlich die Frage, warum sich vor dem Tor kaum jemand traut zu schießen, sondern Bälle im Zweifelsfall lieber noch einmal raus oder gar zurück gespielt werden. Auch warum man sich wenig traut, den Ball direkt über die Flanken zu verwerten. Ralf Rangnick sah dies wohl ähnlich und machte am Spielfeldrand sehr häufig Gesten, die sich wohl am besten mit "In die Breite" übersetzen ließen.
Erschwerend kommt sicherlich die Ratlosigkeit hinzu wenn bestimmte Spielsituationen eintreten. Gerade in Kontersituationen geht fast nichts in der Mannschaft (von den Schlussminuten abgesehen). Da wäre Platz, um mit ein bis zwei Spielern einen Konter zu fahren, aber es wird lieber Tempo herausgenommen, abgewartet. Dazu passieren immer noch überraschend viele Missverständnisse zwischen den Spielern. Alles Dinge, bei denen man sagen könnte, das kommt mit der Zeit. Nur im Grunde spielen die Spiele ja nun schon eine ganze Weile in der Formation zusammen.
Aber vor allen muss sich Ralf Rangnick in der Winterpause wohl überlegen, wie sein favorisierter Weg zum Tor aussieht. Sich direkt durch die Füße einer im Strafraum geballten Defensive zu kombinieren, dürfte nur gegen wenige Gegner viel Erfolg bringen. Meist folgt dann ein Ballverlust oder ein Ball, der kaum ins Tor gehen kann.
Persönlich hoffe ich ja, dass dieses Spiel einigen Spielern Auftrieb gegeben hat. Das die Spieler schneller den Abschluss suchen, oder auch einmal unkonventionelle, schnelle Wege zum Tor gehen. Die Qualität, die Torausbeute aus dem Spiel heraus zu erhöhen, steckt sicherlich in der Mannschaft.
Abseits des Rasens
Da ist man schon zur Stadionöffnung im Stadion, weil es heißt, "erhöhte Sicherheit" und dann nach nicht einmal einer Minute drin. Mich würde interessieren, woraus diese erhöhte Sicherheit denn bestand, denn zumindest in Sektor A war alles wie sonst auch. Inklusive dessen, das ich scheinbar der Einzige bin, der zu seinem ermäßigten Ticket noch seinen OFC Ausweis hervorkramt. Alle vor mir haben sich trotz großem E auf dem Ticket einfach so durchwinken lassen.
Zweitens muss gesagt werden, das das Catering gestern wohl nicht in Höchstform war. Die Bratwurst konnte man bei der lauen Temperatur nicht zum Aufwärmen nehmen und die Konsistenz war auch sehr zweifelhaft. Wie es in den sozialen Netzwerken schien, war ich wohl auch nicht der einzige mit dieser "Erfahrung".
Und auch wenn es nicht wirklich in die Kategorie "Abseits des Rasens" passt, habe ich mir gestern einmal das Torschuss Aufwärmtraining gegeben, das die Mannschaft gern vor dem Spiel auf dem Platz veranstaltet. Irgendwie schon kurios, wie wenig Bälle davon denn überhaupt bei Coltorti ankommen, wesentlich mehr landeten abseits des Kastens, gern auch im Fanblock.
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