RB Leipzig - Eintracht Braunschweig

Montag, 8. Februar 2016


©Red Bull GmbH and GEPA pictures GmbH


Aufstellung

Coltorti 
Klostermann, Orban, Compper, Jung 
Demme, Ilsanker,
Sabitzer, Kaiser, Forsberg
Poulsen.

Compper hatte sich für die Startelf gegen Nukan durchgesetzt und Davie Selke musste das Spiel von der Bank aus betrachten. Keine schöne Situation für beide, aber bei dem aktuellen, hochkarätig besetzten Kader auch kein Weltuntergang. Ralf Rangnick sprach später von einem "Long-Face-Day" für einige Spieler.

Die betreffenden werden schon noch Ihre Chancen erhalten und natürlich steht der Aufstieg für alle im Vordergrund.

Spielverlauf

Man musste nicht lang warten um die grundlegenden, taktischen Ausrichtungen der beiden Mannschaften zu erkennen. Braunschweig fokussierte sich auf die Defensive und wollte daraus, möglichst mit schnellen Kontern, Akzente setzen.

Doch anders als vielleicht gedacht drückte die Leipziger Mannschaft in einer Seelenruhe, die man fast schon als Krönung des neuen Ballbesitzfußballs ansehen könnte. Vorbei die Zeiten, als die Sekundenanzahl bis zum Tor zählte oder Querpässe verpönte waren. Man behielt die Spielkontrolle, testete die gegnerische Defensive auf Lücken, war sich im Zweifelsfall aber auch nicht zu schade, bei ungünstiger Spielsituation den Rückpass zu suchen. Auf diese Weise kam man immer wieder nah an das Braunschweiger Tor und konnte individuelle Stärken ausspielen.

Auffällig auch in der ersten Hälfte, das die Standards nun ein gefährliches Mittel geworden sind. Und ein Standard war es auch, der das erste Tor einleitete. 24. Spielminute, Kaiser bringt eine Ecke zum Elfmeterpunkt, Poulsen lässt durch und Forsberg zieht unhaltbar ab, 1:0.

Ein Sinnbild für eine gut durchdachte Standardtaktik. Die gegnerischen Abwehrspieler fokussieren sich notwendigerweise stark auf unseren Mittelstürmer, in dem Sinne auf Poulsen, dadurch hatten die anderen Offensivspieler Raum zur Entfaltung.

Braunschweig danach etwas durch den Wind. Die Spieler schienen auf dem Platz nicht genau zu wissen, was nun die beste Taktik wäre. Weiter auf Konter spielen? Oder doch offensiver zu Werke gehen. Es wurde eine Art Zwischenlösung, die nur wenig erfolgsversprechend war. In dieser Phase jedoch eine weitere Schlüsselszene. 27. Minute, Freistoß Braunschweig. Coltorti stürmt aus dem Tor, Braunschweigs Decarli versucht den Ball zu verwerten, beide prallen zusammen und bleiben liegen. Beide Spieler mussten ärztlich versorgt werden, waren aber glücklicherweise ein paar Minuten später wieder auf den Beinen.

Dann die 30. Spielminute. Die Roten Bullen setzten den Gegner zu dieser Zeit wieder unter Druck und provozierten eine Unsicherheit des Gegners nach der anderen. Anthony Jung mit einem langen Freistoß, der Braunschweiger Torwart lässt unsicher abprallen und Marvin Compper steht genau richtig. 2:0.

Perfektes Ergebnis. Unschön, dass sich nur 3 Minuten später der Verdachts aus der 27. Minute bestätigte. Coltorti verließ verletzt den Platz und Gulacsi kam für ihn ins Spiel. Bis zur Pause wurde er wenig gefordert und es bliebt auch beim 2:0.

Wer dachte, aus der Dominanz würden sich noch weitere Tore ergeben, wurde leider enttäuscht. Es blieb bei der Leipziger Dominanz, der Spielaufbau litt jedoch in der 2. Hälfte merklich. Ein paar Mal kam man noch vor das gegnerische Tor, viel mehr sicherte man jedoch den Sieg ab. Kurz vor Schluss bekamen Khedira und Quaschner noch ein paar Spielminuten, dann endete das Spiel auch mit dem 2:0

Statistik

RB LeipzigEintracht Braunschweig
Tore20
Torschüsse154
Ballbesitz58%42%
Angek. Pässe75%60%
Gew. Zweikämpfe60%40%
Laufleistung (km)118,9115,5
Sprints228 211
Fouls1522

Bester Spieler

Erwähnenswert in dieser Kategorie ist für mich auf jeden Fall Poulsen. Er konnte sich leider nicht für seine Leistung mit einem Tor belohnen, tat aber sehr viel für das Spiel und seine Uneigennützigkeit trug ja auch zum Führungstreffer bei. Es ist klar zu sehen, das er sich in dieser Saison durchaus entwickelt hat. Warf man ihm in früheren Zeiten oft vor, sich wenig am Spielaufbau oder gar der Defensivleistung zu beteiligen, war er im gestrigen Spiel quasi überall. Er nahm den gegnerischen Spielern in der Defensive den Ball ab, leitete Spielzüge ein und versuchte sich natürlich auch selbst in der Spitze. Einige Chancen hatte er für den eigenen Torerfolg, wird sicherlich in den nächsten Spielen noch klappen.

Die Krone für den besten Spieler geht für mich jedoch an Anthony Jung, nicht zuletzt, weil seine bisherigen Saisonleistungen ihm nicht selten Kritik einbrachten. Neben dem extrem starken Halstenberg wirkte er zeitweise chancenlos. Doch seine gestrige Leistung war hochwertig, sowohl was die defensive Leistung anbelangt als auch die Akzente im Spiel nach vorn. Und wohl in der Kategorie zu sehen, die man sich nach seiner Vertragsverlängerung vorige Saison von ihm erhoffte.


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Fazit

Ein ungefährdeter, dominanter Sieg. Ein Start nach der Winterpause hätte sicherlich denkbar schlechter laufen können. Nicht ganz klar ist, warum man nach dem 2:0 nicht genauso ruhig und strukturiert weiter spielte. Klar bot der Vorsprung Sicherheit für eine Offensive, doch wahrscheinlich wären sogar mehr Torchancen aus der Spielweise vom Spielstart herausgesprungen.

Das schöne im Fußball ist, das man ihn nicht neu erfinden kann, auch nicht muss. Das Spielsystem, was gestern zum Erfolg führte ist sicherlich kein revolutionär Neues. Ich würde es ein wenig mit Bayern München vergleichen, deren Spielweise auch nicht darauf getrimmt ist, unbedingt die Torchancen / Minute Marke zu erhöhen. Stattdessen spielt auch der Rekordmeister konsequent auf Ballbesitz, drückt auf die gegnerische Abwehr und nutzt jeden Fehler für eine Tormöglichkeit. So könnte man auch das gestrige Spiel beschreiben, zumindest in weiten Strecken der ersten Hälfte.

Auch der Abwehr tut das präzisere Spiel sichtlich gut. Ein paar Mal habe ich sicher noch den Atem angehalten, als sich Compper als letzter Mann in einen offensiven Zweikampf eingeschaltet hat, doch mittlerweile wirkt dort wohl auch die Eingespieltheit und es findet sich sehr schnell jemand, der stattdessen nach hinten absichert.

Kurz gesagt, so kann es weiter gehen.

Sonstiges

Eine sehr schöne Verabschiedung von Tim Sebastian. Man merkte, dass er gern in Leipzig geblieben wäre, hätte es die sportliche Perspektive hergegeben. Auch für die Fans war es ein durchaus besonderer Moment im Stadion.

Es ist schwer zu sagen, wie die Zukunft von Fußballern nach ihrer aktiven Laufbahn aussieht und sicher möchte Tim noch einige Zeit aktiv spielen. Aber vielleicht ergibt sich ja doch später einmal die Gelegenheit für irgendeine weitere Zusammenarbeit mit dem Verein. Die Fans wären dem sicher nicht abgeneigt.


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