Der Einstieg von RB Leipzig in den Frauenfußball scheint immer kuriosere Blüten zu treiben. Nach einigen Protesten kam es nun zur Spielabsage des Konkurrenten aus Bischofswerda kurz vor Anpfiff des Spieles.
Viele fühlen sich vielleicht an den Proteststurm bei Vereinsgründung erinnert, doch greift dies viel zu kurz. Damals ging es nicht nur um die Übernahme der vielen Teilmannschaften. Viel mehr drehten sich die Diskussionen um Logo und Namen des Vereins. Dinge, die allein im Ermessensspielraum des Verbandes zu liegen schienen.
Nun jedoch ist der Protest in seiner Art kaum noch logisch zu begründen. Doch fassen wir erst einmal zusammen, was passiert ist. RB Leipzig stieg die letzten Jahre zuerst in den Mädchenfußball ein, um sich langsam an den Frauenfußball heranzutasten und natürlich auch eine Basis legen zu können. Natürlich wollte man auch im Frauenbereich die gleichen Anforderungen an Spielweise, Training und Erfolgskonzept legen, wie im Männerbereich.
Nun ist jedoch der Zeitpunkt erreicht, wo die ersten Spielerinnen zu alt für ihre Jugendmannschaften werden und den Sprung in den Frauenbereich machen müssen. Das es sich dabei vorerst um wenige Spielerinnen handelt, war dabei kein Geheimnis. Schon im Februar diesen Jahres, bei einem Treffen mit dem Verein zum Thema Social Media warf ein Teilnehmer die Frage auf und schon da wurde explizit gesagt, dass man eine Spielgemeinschaft favorisiert, weil es eben erst einmal nur wenige Spielerinnen betrifft. Es hätte wohl jeder diese Information bekommen, wenn er einen Vereinsverantwortlichen in den ganzen vergangenen Monaten gefragt hätte.
Nun wurde diese Spielgemeinschaft auch mit dem Leipziger FC 07 geplant und wäre in der Landesklasse aufgelaufen. Es wäre eine Mannschaft geworden, die zu den Jugendspielerinnen natürlich auch mit starken Transfers bestückt worden wäre. Schließlich will man auch im Frauen Bereich in höhere Regionen klettern. Sicherlich wäre die Mannschaft durch die niedrige Liga gefegt, mit vielen hohen Siegen.
Nun kam es jedoch dazu, dass beim Verband wohl die Überlegung entstand, dass dies eine Liga höher sinniger wäre. Die Gegner wären stärker und wenn man sowieso problemlos klettert, tut dies keinem weh. Es wurde auf dem Staffeltagung eine Aufstockung der Liga um 2 Mannschaften zur Abstimmung gebracht und knapp angenommen. Und die Sache schien besiegelt.
Nun muss man sagen, das die Landesliga die letzte Liga ist, in der Spielgemeinschaften erlaubt wären. Somit nahm man dies zum Anlass, die später wohl sowieso logische Umformung als reines RB Leipzig Team direkt vorzuziehen. Dies ändert für keinen der Gegner etwas, da die Mannschaft selbst die gleiche ist, die wohl auch als Spielgemeinschaft in der Landesliga angetreten wäre.
Das war es dann auch schon mit dem, was passiert ist. Wo sind nun die Aufreger? Zum einen versteht man bei einigen Gegnern wohl nicht das Prinzip eines Übergangs von einer Mannschaft von einem Verein zum anderen nicht. Dies ist aber eher ein kleineres Problem, das man auch schon im Männerbereich hatte. Das Übergänge zwischen Mannschaften weit öfter passieren, als man denken könnte, war auch dort einigen nur schwer vermittelbar. Ohne solch eine Option gäbe es nie Fusionen und Auslagerungen. Und bei Gründung ihrer Kapitalgesellschaften, hätten die Vereine der Bundesliga wieder in der kleinsten Spielklasse anfangen müssen. Denn auch dabei gehen die Profimannschaften im Normalfall vom e.V auf die Kapitalgesellschaft über.
Den meisten Ärger gibt es hier aber wohl um die Mannschaftszusammensetzung. Scheinbar dachte man sich bei einigen Gegnern, das eine Förderung von Jugendspielerinnen bedeutet, die halbe Mannschaft würde aus jungen Talenten bestehen. Warum man auf einen Schlag so viele in den Frauenbereich abschieben sollte und welchen Sinn dies für die Entwicklung der Mädchen haben sollte, das bleibt wohl ein Geheimnis der protestierenden Vereine.
Es wird suggeriert, man hätte verschleiert, das sich nur ein paar Spielerinnen schon dieses Jahr im Kader befinden würden. Wie das damit zusammenpasst, das die Fans diese Info schon im Februar hatten und der Verein diese Info wohl auch jedem anderen auf Anfrage gegeben hätte, ist ebenfalls ein Mysterium.
Leider drängt sich bei der Aufregung ein anderer Eindruck auf. Beinahe in jedem "offenen Brief" wurde explizit darauf hingewiesen, das eine Menge Spielerinnen vom höher spielenden FFV stammen. Man könnte meinen, man regt sich eher darüber auf nun einen starken Gegner vorzufinden, der sich wohl schnell nach oben verabschieden wird. Ob man dies nun nicht einmal ein Jahr akzeptieren könnte? Wahrscheinlich. Könnte man dies nicht auch als Chance sehen, sich mit stärkeren Spielerinnen zu messen? Selbstverständlich.
Und doch weiß man, wie das läuft. Ist die Profilierungswelle einmal im Gang, geht es gar nicht mehr so wirklich um die eigentliche Sache. Es geht um Aufmerksamkeit und nicht zuletzt darum, recht zu bekommen. Und nimmt eine solche Welle einmal Fahrt auf, wird es auch dauern, bis sie sich vollständig gelegt hat.
Kommentar: Protestwellen
Montag, 22. August 2016
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Kommentare zum Post
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Sehr geehrter Autor,
AntwortenLöschendurch das Weglassen von Informationen helfen Sie bei der sachlichen Aufarbeitung des Themas niemanden. Durch die Verantwortlichen von RB Leipzig wurden zur Staffeltagung die Gründe für die Spielgemeinschaft LFC07/RB Leipzig plausibel dargelegt. Es stand die Bitte im Raum den sieben B-Mädchen die Möglichkeit zu geben sich im Frauenbereich sportlich weiter zu entwickeln, verbunden mit den Frauen des LFC07, die das Saisonziel verpasst hatten. Das die Vereine trotz Bedenken diesem zugestimmt haben, spricht eher für die Verein und deren Interesse an der Leistungsförderung. Der Nichtantritt des BFV 08 richtet sich gegen die Nichteinhaltung dieser Absprache. Von welcher Förderung sprechen Sie, wenn in der Startaufstellung von RB Leipzig nur "eine" Spielerin auflaufen sollte, die im eigenen Nachwuchs ausgebildet wurde? Es wäre einfacher gewesen, wenn der SFV und die Verantwortlichen von RB mit dem NOFV um den Startplatz vom FFV Leipzig verhandelt hätten. Damit wäre allen geholfen gewesen und wir hätten auch in dieser Saison einen sportlich fairen Wettbewerb in der Landesliga Sachsen erleben können. Mit sportliche Grüßen
Bodo Lehnig, Sportlicher Leiter Mädchen- und Frauenfußball des BFV08
Es ist kein Weglassen von Informationen, ich schrieb ja das sich die Aufregung zentral um den Kader dreht.
AntwortenLöschenEs muss ihnen doch klar sein, das es eine Sache ist, wie viele Mädchen theoretisch spielen könnten und wie viele dagegen den Sprung wirklich schaffen. Jugendförderung ist für RB Leipzig elementar. Das heißt aber nicht, das man einfach Spieler oder in dem Fall Spielerinnen aus der Jugend als Pflicht in die jeweiligen Kader werfen kann.
Schließlich ist Fußball nun einmal auch Leistungssport und man würde den Mädchen sicherlich auch nichts gutes tun, sie einfach zu verheizen, nur weil irgendeine Quote erfüllt werden soll.
Wie viele wären ihrer Meinung nach denn ok gewesen? Nur alle Sieben? 5? 3? Man kann eine Ausrichtung nicht einfach an einer Anzahl von Spielern im Kader festmachen. Im Männerbereich bezeichnen sich Vereine aus Ausbildungsvereine, weil Sie es in Jahren mal schaffen eine Hand voll Spieler zu entwickeln.
Und zum FFV. Eine Startrecht gehört einer Mannschaft, somit muss auch irgendein Verein eine Mannschaft abgeben wollen. Warum man den LFC nahm, können nur die Verantwortlichen sagen. Aber es ist auch falsch zu denken, man nimmt sich einfach den höchstmöglichen Verein, überweist dem ein paar Euro und die Sache ist durch. Für den abgebenden Verein ist dies ja auch ein Einschnitt. Der FFV hätte seine 2. Mannschaft zur ersten machen müssen. Wie lange hätte er gebraucht, sich wieder nach oben zu arbeiten? Nicht jeder ist für ein solches Angebot offen, das Risiko dabei ist, umso höher man spielt, sicherlich nicht zu verachten.
Jetzt fällt mir fast nichts mehr ein. Wenn fast die komplette erte Mannschaft des FFV zu RB wechselt und man auf der Homepage vom FFV verzweifelt nach Spielerinnen ruft die Lust haben Regionalliga zu spielen, aber keine bekommt, muss man jetzt notgedrungen mit der 2. Mannschaft spielen, oder man zieht die Mannschaft komplett zurück. Vielleicht erleben wir auch das. Und schlussendlich sollten Sie sich von den Verantwortlichen ihres Vereins einfach mal die Vertragsinhalte zeigen lassen, die mit dem ehemaligen Präsidenten des SFV Herrn Reichenbach ausgehandelt wurden. Ich hoffe Sie fallen dann nicht vom Glauben ab.
AntwortenLöschenSelbst wenn der FFV nach Spielerinnen sucht, heißt das nicht, das Sie auf ihre erste Mannschaft inkl. Spielrecht verzichtet hätten. Der FFV will selbst Regionalliga spielen, ist vielleicht sogar davon abhängig höherklassig spielen zu können.
AntwortenLöschenDer Grund ist aber auch egal. Man sucht sich einen Partner der willig ist und einigt sich mit diesem auf die Übernahme der 1. Mannschaft. Man kann ja nun nicht einfach zwei Vereine verpflichten miteinander Verträge abzuschließen, nur weil einige andere nicht wollen der der Verein mit ihnen in einer Liga spielt.