WM: Nicht mehr als ein Anfang

Montag, 16. Juni 2014

4:0 gegen Portugal. Ein Ergebnis was in der Höhe sicher kaum zu erwarten war. Sofort schossen die Erwartungen ins unermessliche, es wird von Favoritenrollen und Weltmeistertiteln geredet. Doch bisher ist dies nicht viel mehr als ein Anfang.

Auch in der Vergangenheit startete die deutsche Mannschaft jeweils gut in die Turniere. 2010 4:0 gegen Australien, 2006 4:2 gegen Costa Rica, 2002 sogar 8:0 gegen Saudi Arabien.

Nun mag der ein oder andere sagen, das diese Gegner auch nicht mit dem großen Portugal zu vergleichen sind. Ich persönlich bin mir da weniger sicher. Portugal war gestern definitiv nicht in Höchstform und hat teilweise auch selbst stark zur eigenen Niederlage beigetragen.

Die Portugiesen waren nicht nur völlig übermotiviert, es stand wohl auch mit dem Nervenkostüm einiger ihrer Spieler nicht zum besten. Dies war schon zu Beginn des Spieles ersichtlich, denn es reihten sich viele völlig unnötige kleinere Fouls aneinander.

Der Elfer, den man durchaus geben kann, der aber sicher eher in den Spielraum des Schiedsrichters fällt und der Ausraster von Pepe machten den Spielverlauf im Prinzip klar. Portugal versuchte sich schon im Rest der ersten Halbzeit nur noch halbherzig im Kontern, in der zweiten Hälfte hatten sie sich wohl komplett aufgegeben. Es bleibt ein wichtiger Sieg, man sollte jedoch nicht automatisch schlussfolgern, das es gegen Mannschaften die 90 Minuten dagegen halten, genauso leicht von statten geht.

Bleiben noch ein paar Worte zum Spielsystem.

Der variable Sturm ohne klassischen Mittelstürmer erzeugte gestern genug Druck auf Portugal, riss jedoch auch sichtbar einige Lücken in der eigenen Abwehr auf. Für einen Gegner, der das Spiel eher am Boden sucht, sicher trotz schneller Offensivspieler schwer zu nutzen, gegen Mannschaften die ihr Seelenheil in langen Bällen suchen, sollte man damit jedoch vorsichtiger sein.

Auch der auf Ballbesitz ausgelegte Fußball, mit schnellen Vorstössen, ist keine Universaltaktik. Gegnern die auf Pressing aus sind, dürfte dies sogar entgegen kommen, da es aus dieser taktischen Situation schwer ist bei Ballverlust direkt das nötige Umschaltverhalten zu entwickeln.

Alles in allem sahen wir gestern ein gutes Spiel gegen eine überforderte portugiesische Mannschaft, im weiteren Turnier wird man jedoch sowohl taktisch als auch spielerisch noch wesentlich mehr gefordert werden und wird beweisen müssen, das man noch einige Schippen drauf legen kann.

Seien wir gespannt, wie Trainer und Mannschaft diese Aufgaben lösen.


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